LILIES OF THE FIELD

„I cannot see further and I cannot believe further.“

Lilies Of The Field (Lilien auf dem Felde) ~ USA 1963
Directed By: Ralph Nelson

Der farbige Gelegenheitsarbeiter Homer Smith (Sidney Poitier) ist mit seinem Wagen auf dem Weg durch die Wüste von Arizona. Um Kühlwasser nachzufüllen, macht er Station bei einer kleinen Gruppe Nonnen aus Europa, die mitten im Nirgendwo ein kleines, armseliges Konvent unterhalten. Für die Oberin Mutter Maria (Lilia Skala) ist Homer ein Geschenk des Himmels: Hier ist der Mann, der ihr die lang ersehnte Kapelle auf ihrem Grund bauen wird, damit die mexikanischen Einwanderer der Gegend ihre Sonntagsmesse endlich nicht mehr unter freiem Himmel besuchen müssen. Während Homer jedoch ein Entgelt für seine Mühen erwartet, über das die Schwestern nicht verfügen, nötigt Maria ihm geschickt Gewissen und Ehrgeiz ab, um das Projekt „Kapelle“ nach einigem Hin und Her doch noch in Angriff zu nehmen.

Nach seinem sogleich meisterhaften Leinwanddebüt „Requiem For A Heavyweight“ widmete sich Ralph Nelson einem etwas luftigeren, weniger schwermütigen Stoff mit einem bestens aufgelegten Sidney Poitier in der Hauptrolle. Vor allem der Hauptrollen-Oscar für Poitier, der erste und einer von bis heute lediglich Vieren für männliche afroamerikanische Darsteller, sorgte für nachhaltige Popularität dieser leisen Komödie mit ernsten Untertönen hier und dort. Seinen vornehmlichen Reiz bezieht „Lilies“ aus seiner Figurenkonstellation – sehr konträr angelegten Charakteren, deren Lebensziele letzten Endes identisch sind. Der Arbeiter-Tramp Homer Smith, ein intelligenter, vor Selbstbewusstsein strotzender Libertin, der sich die Welt macht, wie sie ihm gefällt und der sein Schlafgemach stets bei sich trägt, ist das Musterbeispiel für das neu erwachende, schwarze Selbstbewusstsein Amerikas. Homer ist keiner, der sich widerspruchslos „Boy“ nennen lässt und keiner, der es für selbstverständlich hält, dass seine Pigmentierung ihn minderwertiger dastehen lässt als irgendein hellhäutigeres Individuum.
Das Nonnen-Quintett verlangt es analog dazu nicht minder an Freiheit: Man erfährt, dass die fünf Frauen aus dem Ostblock, teils aus der DDR, stammen und den langen Weg nach Amerika mit einiger Not und unter Entbehrungen bewältigt haben, nur um schließlich am buchstäblichen Arsch der Welt ihr kärgliches Auskommen zu finden. Die zunächst noch hoffnungsvoll imaginierte, später dann ansehnlich fertiggestellte Kapelle, wird somit für die sich zu miteinander heimlich sympathisierenden Antagonisten Homer und Maria mehr und mehr zu einem Symbol für ihre jeweiligen Ideale und dafür, gegen alle Widerstände etwas zu schaffen, was zuvor niemand für möglich gehalten hätte. Der heimliche, nie gänzlich eskalierende Konflikt zwischen Arbeiter und Mutter Oberin befeuert und beflügelt den wechselseitigen Idealismus nur; es geht schließlich darum, der bzw. dem anderen zu zeigen, dass Aufgeben keine Option darstellt. Das Problem des unterschwelligen Alltagsrassismus klingt dabei immer wieder an; die beiden mentalen Kontrahenten bezeichnen sich jeweils gegenseitig als „Hitler“ (wobei es dabei weniger um politische Belange denn um Dominanzverhalten geht), der lokale Bauunternehmer Ashton (von Nelson unkreditiert selbst gespielt) hat erstmal den nötigen Respekt vor Smith zu erlernen. Homers wesentliches (und berechtigtes) Misstrauen gegen alle Weißen stößt bei den Nonnen von hinter dem Eisernen Vorhang derweil ins Leere, denn die Damen scheren sich a priori nicht um Hautfarbe. Am Ende, der Plan ist aufgegangen, haben alle nach der einen oder anderen Turbulenz ihr individuelles Ziel erreicht. Fast wehmütig, aber doch in berechtigtem Stolz, geht man auseinander und hat mancherlei Lektion gelernt.

8/10

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