SOLDIER IN THE RAIN

„Let me tell you something, my friend: being a fat narcissist isn’t easy.“

Soldier In The Rain (Ein Soldat steht im Regen) ~ USA 1963
Directed By: Ralph Nelson

Nur scheinbar eine oberflächliche Zweckfreundschaft, ist die Beziehung zwischen dem jungen, träumerisch veranlagten Sergeant Eustis Clay (Steve McQueen) und dem älteren, desillusionierten MasterSergeant Maxwell Slaughter (Jackie Gleason) insgeheim geprägt von tiefer Sympathie füreinander. Auf demselben Stützpunkt stationiert, versorgt man sich gegenseitig mit kleinen Annehmlichkeiten, führt die hiesigen Kommissköpfe an der Nase herum und fantasiert von einem Leben jenseits des Militärs auf einer polynesischen Insel. Um ihn zu etwas mehr Lebenslust und vielleicht sogar zum Ausstieg aus seiner ewigen Soldatenexistenz bewegen, macht Eustis seinen schwergewichtigen Freund mit der etwas einfältigen, aber reizenden Bobby Jo Pepperdine (Tuesday Weld) bekannt. Tatsächlich verliebt sich das ungleiche Paar ineinander, eine gemeinsame Zukunft ohne Offiziersstreifen lacht. Doch eine ordinäre Kneipenschlägerei macht ihnen einen Strich durch die Rechnung…

Zu einer tragikomischen, eher kleinformatig-intimen Fingerübung geriet Ralph Nelsons dritter Film, der seine Kinopremiere nur knapp zwei Monate nach dem Vorgänger „Lilies Of The Field“ erlebte, allerdings unter weitgehender Ignoranz des Publikums. Um die zentralisierte, von luziden Vater-Sohn-Elementen geprägte Freundschaft der beiden Helden, die auf ihre jeweilige Weise vom anderen profitieren, strickt das Script anfänglich noch ein paar nicht immer allzu brillante Soldaten-Juxereien. So etwa, wenn es darum geht, Clays etwas dümmlichen Kumpel Meltzer (Tony Bill) zum gewinneinsatzmaximierenden Meisterläufer zu formen oder darum, die beiden unsympathischen Betonbirnen Priest (Ed Nelson) und Lenahan (Lew Gallo) auszutricksen. Scheinbar unbedeutende Gebrauchsgegenstände wie ein Ventilator, ein Pepsi-Automat oder ein Stapel Matratzen erhalten ein geradezu ausnehmendes, inhaltliches Beimaß, was sich schließlich jedoch als wiederum als von einiger Notwendigkeit geprägt finden wird. Die Geschichte von Eustis und Maxwell  liegt nämlich, wie erst das trockene, bewusst unmelancholische und doch tieftraurige Ende zeigen wird, eigentlich bereits zu Beginn ihrer filmisch erzählten Zeit in ihren letzten Zügen: Nach einer bereits annähernd märchenhaften Wendung (allen äußeren Widerständen zum Trotz finden der adipöse, zynische, Soldat Slaughter und die bald dreißig Jahre jüngere, blonde Schönheit Bobby Jo zueinander), die aller realen Wahrscheinlichkeit trotzt, schlägt das Schicksal nämlich umso härter zurück. Im Zuge einer schlagkräftigen Hilfsaktion für seinen Kumpels Eustis, der von den verhassten Kontrahenten Priest und Lenahan in die Mangel genommen wird, erleidet Maxwell einen Herzanfall. Die Uniform wird er hernach nicht mehr in den Schrank hängen, ebensowenig wie Eustis, der nach dem bald erfolgten Tod seines Freundes die kindischen Träumereien vom Pazifik und dem großen Geld aufgibt und stattdessen seine Militärkarriere weiter verfolgt. Von welch bitterer Tragweite eine solche Entscheidung tatsächlich sein konnte, zeigte derweil, wenngleich ganz unbewusst, kontextuell das wahre Leben: Nur Tage vor dem Kinoeinsatz von „Soldier In The Rain“ wurde John F. Kennedy erschossen, der Zwischenfall im Golf von Tonkin lag nurmehr neun Monate in der Zukunft. Einmal mehr war er aus, der Traum vom lustigen Soldatenleben.

7/10

Hinterlasse einen Kommentar