RETURN TO HORROR HIGH

„Nobody hits one of the trolls!“

Return To Horror High ~ USA 1987
Directed By: Bill Froehlich

Eine vor fünf Jahren an der Crippen High School grassierende, ihrerzeit ungeklärte Mordserie soll zum Thema eines billigen Horrorfilms werden. Von den diversen okkurierenden Unpässlichkeiten lässt sich der wackere Produzent Harry Sleerik (Alex Rocco) erst gar nicht den Tag vermiesen: Seine Idee, das Ding direkt vor Ort am authentischen Schauplatz zu drehen, macht selbst die Tatsache wett, dass auch heuer wieder ein verrückter Killer unterwegs ist, der Schule und Filmset gleichermaßen heimsucht…

Als kleine Frischzellenkur auf dem anno 87 recht plattgewalzten Pfaden des Slasherfilms gab es von Einmalregisseur Bill Froehlich diese durchaus vergnügliche, selbstparodistische Komödie, die durch den gezielten Einsatz narrativer Auslassungen und oftmals halsbrecherischer Erzählebenenwechsel ein ordentliches Gehalt ihres neckischen Aufzugs bezieht. Als Rückblende aufgezogen (zu Beginn findet die Polizei die Reste und Überbleibsel eines deftigen Massakers, dessen Hintergründe nach und nach entsponnen werden) changiert Froehlich im weiteren Verlauf permanent und fast nie auf den ersten Blick erkennbar zwischen Film- und Film-im-Film-Realität, wobei sich die (investigative) Gegenwart und die erzählte, „reale“ Vergangenheit beinahe alberner ausnehmen, als die durch das sich mühselig abrackernden Filmteam dramaturgisierte Story. Am Ende wird dann auch das Publikum nochmal zünftig gefoppt, so dass man vor lauter Layern und Metaebenen nurmehr staunen möchte.
Zwar ächzt „Return To Horror High“, der entgegen anderslautender Annahmen und Netzinformationen kein Sequel zu Larry N. Stouffers Mutantenmonsterfilm „Horror High“ darstellt, in zumindest geringfügigem Maße auch weiterhin an den allseits bekannten Erbkrankheiten der Gattung, die vor allem in der ohnehin kaum erfüllbaren Aufgabe bestehen, die „Füllszenen“ zwischen den Mordsequenzen halbwegs geschickt oder gar interessant zu gestalten, er fällt aufgrund seines innovativen Konzepts aber dennoch erfreulich gewinnstiftend aus dem Rahmen. Außerdem ist er vor allem infolge seiner vielen grandios-absurden Szenen und Einfälle stellenweise wirklich urkomisch.

7/10

THE DEVIL’S BRIGADE

„At this point, I don’t care about making any more enemies.“

The Devil’s Brigade (Ein wüster Haufen) ~ USA 1967
Directed By: Andrew V. McLaglen

1942: Nach dem Eintritt der USA in das Kriegsgeschehen erhält der Militärstratege Lt. Col. Frederick (William Holden) den Auftrag, eine Geheimdivision aufzustellen und für einen Einsatz in Norwegen vorzubereiten. Die Männer setzen sich zu etwa gleichen Teilen aus verlotterten Angeklagten vor dem Militärgericht, deren Einsatz mit einer Amnestie vergolten wird sowie einem geschliffenen Bataillon kanadischer Soldaten zusammen. Nach diversen Animositäten zwischen den beiden höchst ungleichen Gruppen rauft man sich am Ende doch noch zusammen: Aus dem zuvor unförmigen Haufen wird die schneidige „1st Special Service Force“. Dummerweise wird der mittlerweile heiß erwartete Einsatz in Norwegen abgesagt; stattdessen gelingt es Frederick, die Kommandatur zu überzeugen, die Tauglichkeit seiner Männer in Italien unter Beweis zu stellen. Hier erobern sie zunächst verlustfrei ein von den Nazis besetztes Städtchen, um dann unter weitaus blutigeren Aufbietungen den umkämpften Monte La Difensa zu sichern.

Mit dem launigen Kriegsabenteuer „The Devil’s Brigade“ lieferte Ford-Schüler McLaglen eine etwas behauenere, aufwendigere Vorstudie zu seinem elf Jahre später entstandenen Meisterwerk „The Wild Geese“, in dem es dann auch gleich ein Wiedersehen mit Jack Watson gab, der hier bereits einen ähnlich emotional gewichtigen Heldentod zu sterben hat. Anders als das ruppige, im Süden Afrikas angesiedelte Söldnerepos zehrt der auf authentischen Personen und Fakten basierende „The Devil’s Brigade“ noch von der typischen typischen Koloratur, die den teuren Hollywood-Kriegsepen der Sechziger eigentlich durch die Bank zu eigen waren: Wirklich nachdenklich stimmende Akzente nehmen hier eher den Raum des notwendigen Übels ein, während das überwältigende Gros des Films sich mit dem Kriegswesen als unterhaltsam-komischem Männergeschäft befasst, das zwar für den einen oder anderen im Blechsarg endete, insgesamt jedoch Anlass für mannigfaltig-abenteuerliche Herrenabende und deftige Kameradschaftsbekundungen bot. Eine Starbesetzung gibt es hier gewissermaßen, diese ist jedoch nicht mit Großaufgeboten, wie sie etwa „The Longest Day“ oder „Battle Of The Bulge“ auszustellen vermochten, gleichzusetzen. Hier darf man mit Ausnahme von William Holden eher einer ganzen Riege famoser Darsteller aus der zweiten Reihe bei der Arbeit zusehen, die weniger für ihre prominenten Namen denn für die Vetrtrautheit ihrer Antlitze steht. McLaglen indes erweist sich als profunder, absolut solide arbeitender Techniker und guter Actionregisseur, dem sein Baby zu keiner Sekunde entgleitet und der stets imstande war, wenn auch keine Meisterklasse, so doch stabiles Handwerk beizubringen. Ich für meinen Teil hatte eine Menge moralisch fragwürdiger Freude mit „The Devil’s Brigade“ und würde ihn ohne zu zögern in die Phalanx der sehenswerten Kriegsepen einsortieren. Wenn auch vielleicht nicht auf den allervordersten Plätzen.

8/10

THE VICTORS

„Don’t tell anyone or hope we’ll never invade your country.“

The Victors (Die Sieger) ~ USA/UK 1963
Directed By: Carl Foreman

Einige befreundete amerikanische G.I.s, darunter Sergeant Craig (Eli Wallach), Corporal Trower (George Hamilton) und Corporal Chase (George Peppard), erleben den Zweiten Weltkrieg in Europa und dessen Nachspiel an unterschiedlichsten Fronten, sowohl im Kampf als auch privat. Von Sizilien geht es über England und die Normandie, über die Ardennen und den Rhein bis hinein in die US-Besatzungszone. Nicht jeder von ihnen wird seine Haut heil nach Hause tragen können.

Es war nicht der gewohnte US-Kriegsfilm nach etabliertem Schema, den Carl Foreman 1963 im Zuge seiner einzigen Regiearbeit und im selben Jahr wie etwa John Sturges sein buntes Spektakel „The Great Escape“ mit „The Victors“ auf das Publikum losließ – ganz im Gegenteil. Der Entscheidung, eine hochbudgetierte, bald monumentale Produktion wie diese dazu noch in schwarzweiß zu filmen, haftete zu jener Zeit bereits ein gewisser Ruch des „Kunstgewerblichen“ an und tatsächlich entwickelte sich durch diverse Faktoren, darunter die Mitwirkung einer Vielzahl wohlfeil etablierter europäischer Akteurinnen und Akteure in jeweiligen „Landesrollen“, ein für Kriegsfilme dieser Zeit und Provenienz ungewöhnlicher Effekt „erhöhten Anspruchs“. Basierend auf dem Roman von Alexander Baron erzählt „The Victors“ seine Geschichte in episodischer Form. Manchmal stehen alle drei Protagonisten gleichrangig im Zentrum eines Segments, manchmal nur zwei von ihnen oder einer und manchmal auch gar keiner. Wir werden Zeugen der Befreiung eines sizilianischen Felsendörfchens, ereleben, wie die Männer sich in einem verlassenen Weinkeller volllaufen lassen, wohnen scheiternden Affären und Beziehungen mit oftmals bizarrem Anstrich bei und auch den sich auseinanderdividierenden Charakterentwicklungen: Wo einer seine Menschlichkeit sorgsam hütet wie ein privates Kleinod und beibehält, bezahlt ein anderer deren sukzessiven Verlust mit dem Leben. Wenngleich hier und da ein kurzer Moment des Schmunzelns die bedrückende Last der Kriegswirren durchbricht – die meisten Anekdoten sind oder enden todtraurig und bitter. Einmal, bereits im letzten Drittel des Films, kommt Peter Fonda als junger Rekrut Weaver zu Trowers Gruppe, nachdem dieser zum Sergeant befördert wurde. Weaver, noch grün hinter den Ohren, nimmt sich eines verwaisten Hundewelpen an. Obwohl man ihm mehrfach klarmacht, dass er das Tier wegjagen soll, nimmt er es immer wieder auf, bis es ihm durch Matsch und Pfützen nachläuft. Weavers Mitprivate Grogan (Jim Mitchum) knallt es daraufhin mit Wonne ab. Damit ist der „Neue“ sogleich ethisch defloriert worden. Man kann sich vielleicht denken, dass diese Szene mich geschafft hat wie sonst nur wenig bisher in diesem Jahr.
Doch bleibt auch das Gesamtbild dieses Films mir trotz seiner episodischen, manchmal collageartig gehaltenen Struktur als ein immens kompaktes und homogenes; tatsächlich würde ich bereits nach dieser Erstbetrachtung sagen, er gehört zu den besten US-Kriegsfilmen, die ich kenne. Ganz sicher ein Meisterwerk, dessen Nachhall mir in Anbetracht etlicher sehr viel lauteterer und populärer gewordener Kandidaten allzu sehr in Vergessenheit geraten zu sein scheint.

9/10