RUNAWAY TRAIN

„You’re an animal!“ – „No, worse! Human!“

Runaway Train (Express in die Hölle) ~ USA 1985
Directed By: Andrei Konchalovsky

Stonehaven ist ein als nahezu ausbruchssicher geltender Knast inmitten der Weite Alaskas. Nachdem der Insasse Oscar Manheim (Jon Voight), genannt „Manny“, es via Medienecho geschafft hat, wieder aus der Einzelhaft entlassen zu werden, entflammt die alte Feindschaft zwischen ihm und Direktor Ranken (John P. Ryan) aufs Neue. Als Ranken einen gezielten Anschlag auf Manny verübt, bleibt diesem nurmehr die Flucht. Gemeinsam mit dem jungen, ihn bewundernden Mithäftling Buck McGeehy (Eric Roberts) entkommt Manny über einen Abwasserkanal in die Eiseskälte und schafft es bis zu einem Güterbahnhof. Dort begibt das Paar sich auf einen kurzen, gerade losfahrenden Zug, dessen Führer im selben Moment einem Herzinfarkt erliegt. Führerlos braust der Zug durch Eis und Schnee und wird immer schneller, bis die Techniker nurmehr die Möglichkeit sehen, ihn entgleisen zu lassen.

„Runaway Train“ darf sich rühmen, einer der beliebtesten und bestbeleumundetsten Filme der Cannon zu sein; ein Prestigestück für den Hollywood-Indie neben etwa zeitgleich entstandenen Werken von Cassavetes, Zeffirelli, Godard oder Norman Mailer, das sich zudem in vielen Genre-Kanonisierungen wiederfindet. Konchalovskys zweiter Beitrag für Golan/Globus nach „Maria’s Lovers“ basiert auf einem Originalscript von Akira Kurosawa, das zwecks Modernisierung und Amerikanisierung geflissentlich umgestaltet wurde. Nunmehr verorten sich Horrorgefängnis und Ausbruchszug in Alaska und erhalten damit den Anstrich nahezu vollkommener Isolation. Überhaupt begleitet den gesamten Film ein diffuser Hauch des Dystopischen, Postapokalyptischen, symbolisiert durch den titelgebenden Zug, der bereits mit seinem ersten Auftauchen wie ein dem Inferno selbst entstammendes Transportmittel anmutet. Der von und in „Runaway Train“ gezeichnete Mikrokosmos ist ales andere als lebens- oder gar liebenswert. Momente der Wärme und Menschlichkeit bleiben rar gesät und halten, dazu noch sehr zaghaft, erst mit dem späten Auftauchen von Rebecca De Mornays Figur Sara Einzug in das Geschehen. Erst gründend auf ihrem schmutzigen, aber schönen Gesicht erahnt man, sozusagen passend zur Einführung des femininen Elements, dass sich weit hinter dem bloßen Ausbruchsgedanken Mannys und Bucks möglicherweise doch noch so etwas wie die Sehnsucht nach Frieden und Geborgenheit verbirgt.
Ansonsten prallen vornehmlich prallen vornehmlich massive Naturgewalten in Menschengestalt aufeinander: Jon Voight ist exzellent als mitleidsloser, harter Knochen  und John P. Ryan gibt wie gewohnt einen formidablen Antagonisten, hinter dessen kaltem Lachen sich Egomanie und Sadismus die Klinke reichen. Beide werden schließlich zu Opfern ihrer jeweiligen Besessenheit, doch auch für Buck und Sara wird es fürs Erste kein happy end geben.

9/10

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