COSA AVETE FATTO A SOLANGE?

Zitat entfällt.

Cosa Avete Fatto A Solange? (Das Geheimnis der grünen Stecknadel) ~ I/BRD 1972
Directed By: Massimo Dallamano

Während eines Schäferstündchens mit ihrem Lehrer und heimlichen Geliebten Enrico Rosseni (Fabio Testi) auf der Themse glaubt die Internatsschülerin Elizabeth (Cristina Galbó), einen Mord zu sehen. Tatsächlich wird am nächsten Tag ihre Mitschülerin Hilda tot aufgefunden, ein langes Messer in der Vagina steckend. Rosseni, der ebenfalls Hildas Lehrer war, beginnt in der Sache auf eigene Faust zu ermitteln, ganz zum Unwillen des ihn verdächtigenden Inspector Barth (Joachim Fuchsberger). Zudem kriselt Rossenis Ehe mit seiner deutschen Berufskollegin Herta (Karin Baal), die um die Liebesbeziehung ihres Gattin zu der jungen Elizabeth ahnt. Als nach mehreren weiteren, in gleicher Weise zur Strecke gebrachten Schülerinnen auch Elizabeth ermordet wird, beginnt sich der Kreis zu schließen: Alle toten Mädchen gehörten einer Clique lasterhafter, frühreifer Gören an, von denen ein Mitglied, Solange Beauregard (Camille Keaton), seit einem Jahr verschwunden ist…

„Cose Avete Fatto A Solange?“ bildet, obschon er drei Monate vor Lenzis „Sette Orchidee Macchiate Di Rosso“ in den Kinos debütierte, den wirklichen, weil denkbar markantesten Schlussstrich unter Hotte Wendlandts immerhin dreizehn Jahre währende Serie von Wallace-Verfilmungen. Lediglich eine dünne Verbindung zu der Uressenz der Reihe gibt es, in der Person Blacky Fuchsbergers, der bereits in „Der Frosch mit der Maske“ dabei war und das Franchise damit sozusagen heim trägt. Ansonsten haben sich Wendlandt, Wallace und Fuchsberger den neuen Regeln des italienischen Giallo zu beugen: hier lauert ein bislang unentdeckter, poetischer Realismus, hier finden sich sexuelle Abgründe und unlösbare (Generations-)Konflikte, hier sind zumeist private Ermittler federführend bei der Aufdeckung und -klärung einer Mordserie und staatlich legitimierte Kriminaler bestenfalls helfende Hände. Der Held, ein moralisch keineswegs unbefleckter, junger Lehrer, wird gespielt von Fabio Testi, der irgendwann einmal in allen italienischen Genres zu Gast war, hier und da auch mehrfach. Seine verbissene, zunehmend privat motivierte Recherche sorgt dafür, dass er Scotland Yard stets eine Nasenlänge voraus ist, dass der Killer schließlich entlarvt und der letzte Mord verhindert werden kann.
Dass die Kriminalgeschichte auch hier relativ umständlich, gedehnt und allzu wendungsreich erzählt wird, ist angesichts der inszenatorischen Leistung Dallamanos nicht nur verschmerzbar, sondern ein der Gattung immanentes Faktum. Wie nahezu alle der besten Gialli liebäugelt auch „Cose Avete Fatto A Solange?“ großflächig mit der Exploitation, rückt nachte Tatsachen ebenso ins Licht der Kamera wie den Sadismus des Mörders und macht den Betrachter genüsslich zum Voyeur und Komplizen. Ferner ist er primär ästhetisch zu genießen denn hinsichtlich einer wie auch immer gearteten, mehr oder weniger bedeutsamen narrativen Struktur. Man begegnet dem (natürlich zu Beginn völlig unverdächtigen und erst durch späte Enthüllungen ins Rampenlicht des Probaten gezogenen) Täter zwar bereits früh im Film, kann ihn jedoch unmöglich als das, was er ist, in Betracht ziehen – als Motor einer ebenso minutiös wie barbarisch ausgeführten Racheaktion nämlich. Stattdessen sollte man sich schwelgend der vollendeten Form hingeben – Dallamanos intensiver Bildkommunikation, die von niemand Geringerem als Aristide Massaccesi/Joe D’Amato bravourös ausgeführt wird und Ennio Morricones elegischen Klängen.

9/10

2 Gedanken zu “COSA AVETE FATTO A SOLANGE?

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