RED HEAT

„Nobody fucks with Sophia!“

Red Heat ~ BRD/USA 1985
Directed By: Robert Collector

Ein Besuch bei ihrem Verlobten, dem in Süddeutschland stationierten G.I. Mike (William Ostrander), wird der jungen Amerikanerin Christine Carlson (Linda Blair) zum Verhängnis: Rein zufällig wird sie Zeugin der Gefangennahme der in den Westen geflohenen DDR-Biochemikerin Hedda Kleemann (Sue Kiel), wobei man Christine für ihre Komplizin hält. Nach einem Folterverhör durch die Stasi gesteht Christine fälschlich, eine CIA-Agentin zu sein und erhält dafür eine dreijährige Zuchthausstrafe. Das zuständige Gefängnis wird mitnichten von dessen nomineller Chefin Einbeck (Elisabeth Volkmann) geführt, sondern von der sadistischen Insassin Sofia (Sylvia Kristel), die sich die eigentliche Leiterin sexuell hörig gemacht hat. Christine beginnt bald, erheblich unter der Dauerschikane von Sofia und ihrem Tross zu leiden, die selbst vor Gewaltigung nicht zurückschrecken. Derweil bereitet Mike eine Geheimmission vor, um Christine aus ihrer furchtbaren Lage zu befreien.

Niemand Geringerer als der ehrwürdige, ungekrönte Billig-Zar Ernst Ritter von Theumer zeichnete für die Produktion dieses in amerikanischer Kooperation entstandenen Vertreters des Frauenknastfilms verantwortlich – eines ehedem nur allzu leidenschaftlich  verfemten, diskreditierten Stiefkinds der seriösen Filmkritik und zudem einer reichhaltig bedienten Sparte des Exploitationkinos. Für „Red Heat“, den von Theumer inoffiziell zu Teilen mitinszenierte, wagte man sich zudem auf das seinerzeit beliebte Terrain des trivialisierten Agitprop, in dem die Staaten jenseits des Eisernen Vorhangs als gigantische, politische und infrastrukturelle Geisterbahnen denunziert wurden. Was dies anbelangt, zieht „Red Heat“ nachgerade sämtliche Trümpfe: Linda Blairs Filmfigur büßt spätestens ab dem Moment sämtliche Bürger- und Menschenrechte ein, als sie, noch auf der Westseite der geteilten Republik, völlig unverschuldet der Willkür der Stasi zum Opfer fällt. Sie ist bloß zur falschen Zeit am falschen Platz, unterschreibt später ein forciertes Geständnis unter falschen Versprechungen nebst Schlafentzugsfolter und muss im Gegenzug für drei Jahre (später, nachdem sie sich an einem Aufstand gegen ihre Erzfeindin beteiligt, werden daraus ganz schnell sechs) gesiebte ostdeutsche Luft atmen. Dass hier ausgerechnet die höchst abseitig veranlagte Sylvia Kristel, mittlerweile bar jedweder „Emmanuelle“-Erotik, das Regiment führt, macht die ganze Situation nicht eben angenehmer.
Trotz der nach buntem Schund klingenden Prämisse muss man „Red Heat“ zugestehen, dass er seine eigentliche Intention, ein unangenehmer, gräulicher Film zu sein, beeindruckend einlöst. Im Gegensatz etwa zu dem zuvor entstandenen, ebenfalls mit Linda Blair besetzten „Chained Heat“ nimmt sich das hier nachgezeichnete Gefängnisleben der unseligen Insassinnen tatsächlich aus, als wäre jeder möglichen Todesstrafen-Offerte umgehend der Vorzug zu geben. Hier ist alles spürbar finster, schäbig und hässlich; der real existierende Sozialismus in all seinen verdrehten Auswüchsen noch auf der Zielgerade auf den boshaften Punkt gebracht und selbst Linda Blair sieht am Ende aus, als habe sie es zum dritten Mal mit ihrem alten Spezi Pazuzu zu tun. Für einen einzigen, kleinen (nudistischen) Lichtblick sorgt die göttliche Sonja Martin in einer der obligatorischen Duschszenen, das war’s dann aber auch. Am Ende ritten dann die Pferdchen mit ihrem Ritter durch: Gemeinsam mit einer flugs aufgestellten Widerständlergruppe exerziert William Ostrander inmitten des Arbeiter- und Bauernstaats ein erfolgreiches Kommando-Unternehmen komplett mit ratternden MGs durch, um seine Holde herauszupauken. Da findet „Red Heat“ dann doch noch zu seinen zwischenzeitlich geradezu hochachtungsvoll verdrängten Wurzeln zurück und spendiert dem Zielpublikum zumindest graduell das, wofür es schließlich bezahlt hat!

7/10

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