THE YOUNG AMERICANS

„I’ll take a break in New York.“

The Young Americans ~ UK 1993
Directed By: Danny Cannon

Der DEA-Fahnder John Harris (Harvey Keitel) verfolgt bereits seit Jahren die Spur des international agierenden Großdealers Carl Frazer (Viggo Mortensen), der unter ständig wechselnden Namen in den Metropolen der Welt stets nach dem gleichen Schema die Unterweltherrschaft übernimmt: Er lässt Jugendliche aus den Slums für sich arbeiten, naive Jungs, denen er den großen Reichtum verspricht, nur um sie nach dem geringsten Fehltritt kaltblütig zu ermorden. Als Frazer in London eine Blutspur hinter sich herzuziehen beginnt, ist auch Harris bald vor Ort. Er lernt den jungen Christian O’Neill (Craig Kelly) kennen und kann ihn, nachdem sein Vater (James Duggan) ermordet wird, überreden, undercover für ihn zu arbeiten und in Frazers Organisation einzusteigen.

Vorhersehbarer Nulllinienkram, den ich bereits nach der Erstbetrachtung vor über zwanzig Jahren nicht in allerbester Erinnerung hatte, ihm jetzt aber doch nochmal eine Chance einräumen wollte. Grob orientiert sich die Story ebenso an Labros „L’Alpagueur“ von 1976, in dem ebenfalls ein diabolischer Krimineller (damals gespielt von Bruno Cremer) mit homoerotischen, sadistischen Neigungen abgebrannte junge Männer zur Durchführung seiner Coups missbraucht und sie danach eiskalt abserviert, wie an James Foleys ähnlich gefärbtem, aber psychoanalytischer orientierten Meisterwerk „At Close Range“. Auch in „L’Alpagueur“ bedurfte es damals bekanntermaßen eines besonderen Spezialisten (Bébel), um „die Bestie“ dingfest zu machen.
Bei Nachwuchsregisseur Danny Cannon puzzelt sich das grundsätzlich bestimmt Potenzial beinhaltende Sujet aus Versatzstücken zusammen, die nur seltenst ein homogenes Ganzes ergeben wollen und sich unter Verwendung bereits dutzendfach durchexerzierter Dramaturgieelemente so ordentlich aufreihen wie die Kügelchen auf einem Abakus. Harvey Keitel gibt die für seine Verhältnisse eigenartig blasse Heldenfigur als sympathischen Superbullen, der seine Familie vernachlässigt, die hiesigen Behörden, mit denen er zusammenarbeiten muss, sind nur teilweise koscher; Mortensens vom eigenen Koks überreif gewordener villain gleicht einer Karikatur und wirkt nie so bedrohlich wie er es müsste. Es gibt Beerdigungen voller schwarzer Sonnenbrillen, alternde Gangster mit Ehrenkodex, die die Kids von heute nicht mehr begreifen und so fort. Das ist Kino, das nichts mit einem macht, stets sauber, ohne Mut, Ausreißer und ohne Risiko inszeniert – eine leidenschaftslose Lehrstunde in Sachen solider Polizeifilm; zumindest, wenn man „solide“ mit medioker und damit im weitesten Sinne redundant gleichsetzt. Kann man anschauen, kann man aber ebensogut auch lassen.

5/10

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