IRON FIST: SEASON 1

„I am Danny Rand, the immortal Iron Fist, protector of K’un-Lun, sworn enemy of the Hand!“

Iron Fist: Season 1 ~ USA 2017
Directed By: John Dahl/Farren Blackburn/Uta Briesewitz/Deborah Chow/Andy Goddard/Peter Hoar/RZA/Miguel Sapochnik/Tom Shankland/Stephen Surjik/Kevin Tancharoen/Jet Wilkinson

Nachdem Danny (Toby Nichols), der Sohn des New Yorker Firmengründers und Unternehmers Wendell Rand (David Furr), als einziger den Absturz dessen Privatjets im Himalaya überlebt, wird er von Mönchen der mystischen Klosterstadt K’un Lun gefunden und fünfzehn Jahre lang in deren Lehren unterwiesen, die unter anderem die Zerschlagung der kriminellen Geheimsekte „Die Hand“ vorsehen. Zudem erlangt Danny die Kraft, sein Chi zu konzentrieren und sich dadurch die gewaltige Kraft der „Iron Fist“ zunutze zu machen. Nach dieser Zeit verschwindet Danny (Finn Jones) unerlaubt aus K’un Lun und kehrt, mittlerweile erwachsen, zurück nach New York, wo er mit seinen Kindheitsfreunden Joy (Jesica Stroup) und Ward Meachum (Tom Pelphrey) konfrontiert wird, die mittlerweile die Firmengeschäfte von „Rand Enterprises“ leiten und Danny nach wie vor für tot und den bei ihnen Auftauchenden für einen Lügner halten. Nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie kann Danny zunächst zu der Kung-Fu-Lehrerin Colleen Wing (Jessica Henwick) fliehen und sich seinen Platz als rechtmäßiger Firmenerbe zurückerobern. Doch im Hintergrund zieht noch der ebenfalls totgeglaubte Kompagnon von Dannys Vater, Harold Meachum (David Wenham), die Fäden, der unselige Verbindungen zur „Hand“ pflegt, und auch Colleen ist nicht die, die zu sein sie vorgibt…

„Iron Fist“, die mittlerweile vierte Netflix-Installation eines Marvel-Serials, hatte und hat es immens schwer, sich selbst unter Fans und Geeks einen Leumund zu erstreiten, der seinen Vorgängern auch nur ansatzweise an die Kante reicht. De facto scheint die Reihe nur wenige echte Befürworter zu haben. Die Gründe dafür sind offensichtlich: Der weltfremde, manchmal hinterwäldlerische Habitus Danny Rands, seine Unerfahrenheit und relative Jugend, liefern häufig Anlass zu mal mehr, mal weniger freiwilliger Komik; die street credibility von Matt Murdock, Jessica Jones und Luke Cage geht ihm, dem urplötzlichen Reichen mit dem goldenen Herzen und der goldenen Faust vollends ab, stattdessen pflegt er eine weltverbesserische, manchmal geradezu infantil anmutende Naivität, die zwar zu seiner Figur passt, ihn dabei jedoch nicht selten auf eher rührende Art und Weise an die Martial-Arts-Version eines Capra-Protagonisten erinnert. Hinzu kommt, dass „Iron Fist“ noch sehr viel mehr und direkter als die bisherigen Netflix-Marvels eindeutige Soap-Elemente integriert – die Intrigen und Hasslieben innerhalb der höchst dysfunktional agierenden Meachum-Familie, die gar Erinnerungen an „Dallas“ oder „Dynasty“ aufkommen lassen, tragen Sorge dafür. Anders als bis dato gepflegt, verfolgt „Iron Fist“ zudem keinen klar fixierten Inhaltsstrang; stattdessen finden sich gleich drei(einhalb) Bösewichte mit unterschiedlich geschickt umrissenen Zielsetzungen eingebaut, was relativ rasch offenbar werden lässt, dass nicht nur hier und da erzählerische Ratlosigkeit vorherrscht, sondern zudem eine Komprimierung der Story auf zehn statt dreizehn Episoden vermutlich nicht ganz ungeschickt gewesen wäre.
Ferner wirkt die Figur der von Rosario Dawson gespielten „Night Nurse“ Claire Temple, die als eine Art dramaturgischer Kleister unter den einzelnen Serien fungiert und die ich eigentlich immer sehr schätze, hier erstmals sehr willkürlich eingepasst.
Resümierend gefielen mir die ungezwungene Leichtigkeit, die die Comicwurzeln der Figur „Iron Fist“ – wenn auch ohne das schicke Kostüm – prononciert und sie von dem manchmal beschwerlichen Existenzialismus einer Jessica Jones abgrenzt, dann doch recht gut. Die Kämpfe sind ordentlich choreographiert und Dannys Romanze mit Colleen Wing findet sich recht hübsch in das Gesamtgeschehen eingeflochten. Zudem bekommt man mit David Wenham als immer wahnsinniger werdenden Harold Meachum wieder einen schönen villain vorgelegt. Gelangweilt habe ich mich jedenfalls nicht, auch wenn gewisse Entschlackungsmaßnahmen dem Ganzen wie bereits erwähnt gewiss zu größerem Erfolg gereicht hätten.

7/10

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