THE SATAN BUG

„Psychotics don’t generally engage in teamwork, Lee.“

The Satan Bug (Geheimagent Barrett greift ein) ~ USA 1965
Directed By: John Sturges

Station 3 ist ein strenggeheimes, abgesichertes Forschungslabor für biologische Kriegsführung in der kalifornischen Wüste. Dort wurde der tödliche und hochinfiziöse Kampfstoff Botulinus und noch ein weiteres, sogar noch weitaus gefährlicheres und unberechenbareres Nervengift, „die Zellenpest“, hergestellt. Als eine Gruppe Krimineller in Station 3 einbricht und Proben beider B-Waffen stiehlt, gerät die Regierung in höchste Alarmbereitschaft. Der fähige Agent Lee Barrett (George Maharis) wird mit der Aufgabe der Wiederbeschaffung beider Mittel betraut. Zunächst gilt es jedoch, die Tarnidentität des Drahtziehers des Anschlages aufzudecken, eines gewissen Charles Reynolds Ainsley,  der sich in cognito auf Station 3 eingeschlichen hat und der die Zellenpest über Los Angeles freisetzen will.

Mit „The Satan Bug“, einer Alistair-MacLean-Adaption, wagte sich John Sturges 1965 ungewöhnlich nah an einen lupenreinen Camp-Stoff heran. Geschichten um Superagenten und überqualifizierte G-Men zählten zu jener Zeit, als die Bond-Filme just dabei waren, das globale Actionkino zu revolutionieren, zu einer vergleichsweise sicheren Bank, was zur Folge hatte, das etliche Spoofs und Nachzieher, die den Kalten Krieg zur Basis oftmals hoffnungslos überhöhter fiktionaler Ausschweifungen benutzten, die Leinwände in aller Welt fluteten. Aus dem britischen Spezialisten der Vorlage, einem gewissen Pierre Clavell, wurde bei Sturges der Ex-Agent und Privatdetektiv Lee Barrett, der von dem vergleichsweise unbeschriebenen TV-Darsteller George Maharis besetzt wurde. Maharis‘ wesentliche Qualität bestand darin, gut auszusehen und dem Protagonisten (der der Komplexitätsreduktion halber im deutschen Titel gleich eine prominente Nennung erfuhr und von Connery-Stammsprecher Gert-Günther Hoffmann synchronisiert wurde) ein markantes, möglicherweise serientaugliches Antlitz zu verleihen. Über seine tatsächlichen Qualitäten als Akteur darf man jedoch getrost das Mäntelchen des Schweigens ausbreiten. Für diese waren ohnehin sehr viel mehr die prominent besetzten Nebenfiguren zuständig, von Richard Basehart als verrücktem Superbösewicht über Dana Andrews als graue Eminenz im Hintergrund und Mentor des Helden bis hin zu Anne Francis als dessen Teilzeitkonkubine und Andrews‘ Tochter.
Primär aufsehenerregend an „The Satan Bug“ nimm sich allerdings dessen Kameraarbeit von Robert Surtees aus, die die felsige Wüste Kaliforniens kurzerhand zum zusätzlichen Hauptdarsteller ernennt und ihr ganz wunderhübsche, leuchtende Bilder abtrotzt.
Der mysteriöse B-Kampfstoff „Satan Bug“, für die deutsche Fassung, wie erwähnt, überaus einfallsreich „Zellenpest“ getauft, kann ferner als Vorläufer unzähliger MacGuffins von auffallend ähnlicher Provenienz gewertet werden.
Damit jedoch begnügt sich das Innovationspotenzial dieses allzu gewschwätzigen und in Anbetracht seiner Substanzlosigkeit deutlich zu langen Films bereits. Heuer lässt sich „The Satan Bug“ immerhin noch als schickes Kuriosum innerhalb der Werksvita seines Regisseurs goutieren oder zumindest konsumieren, zumal die just erschienene, wie gewohnt erlesene Edition aus dem verdienten Hause Anolis sich dem willfährigen Betrachter nochmals gesondert attraktiv präsentiert.

6/10

2 Gedanken zu “THE SATAN BUG

  1. Lustig, dass Du heute diesen Film besprichst. Ich habe erst gestern meinen eigenen Satan Bug gepostet … 🙂

    Der mysteriöse B-Kampfstoff „Satan Bug“, für die deutsche Fassung, wie erwähnt, überaus einfallsreich „Zellenpest“ getauft, kann ferner als Vorläufer unzähliger MacGuffins von auffallend ähnlicher Provenienz gewertet werden.

    Man könnte vielleicht das radioaktive Zeugs in KISS ME DEADLY auch schon als so einen MacGuffin ansehen.

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    1. Ja, genau daran musste ich auch denken, habe mich aber eben wegen des Kernmaterials, das ja nicht von Menschenhand geschaffen ist, gegen eine Erwähnung entschieden. Hast du ja hiermit nachgeholt.

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