GRIZZLY II: REVENGE

„Devil-Bear must die!“

Grizzly II: Revenge ~ USA 1983
Directed By: André Szöts

Nachdem Wilderer ein Bärenjunges erschießen und dessen Mutter verwunden, geht selbige auf einen Rachefeldzug gegen die gerade zufällig im betreffenden Nationalpark befindlichen Vertreter des Menschengeschlechts. Dummerweise findet unweit des bärigen Amoklaufs ein Pop-Festival statt, dass die karrieregeile Mitorganisatorin Eileene Draygon (Louise Fletcher) keinerlei Interesse hat, abzusagen. Ranger Nick Hollister (Steve Inwood) kann schließlich gemeinsam mit der Wildhüterin Samantha Owens (Deborah Raffin) und dem Grizzlyjäger Bouchard (John Rhys-Davies) der Bestie den Garaus machen.

Eine besonders obskure Fußnote filmgeschichtlicher Apokryphen bildet das nominelle, in Ungarn gefilmte Sequel zu William Girdlers „Jaws“-Rip-Off „Grizzly“, das seinerseits sieben Jahre zuvor zumindest einen gesetzten kommerziellen Erfolg verbuchen konnte. Der nun wiederum Michael Andersons „Orca“ fleddernde „Grizzly II“, der neben dem jüngst aus der Taufe gehobenen „Revenge“ als Untertitel wahlweise auch „The Predator“ und „The Concert“ trägt, erlebte zunächst eine abenteuerliche bis irrwitzige Produktionsgeschichte (die wohl unbedingt selbst einer filmischen Aufbereitung wert wäre), bevor er dann zunächst unvollendet für lange Jahre in der Versenkung verschwand und sich seither eines gewissen Legendenstatus versicherte. Ab 2006 kursierte eine Workprint-Fassung im Netz, die ob ihrer nebulösen Qualität allerdings kaum anschau- geschweige denn genießbar ist, bis just die Produzentin Suzanne S. Nagy in Kooperation mit dem Kleinstlabel „Gravitas Ventures“ der ganzen Geschichte zu einem vorläufigen, mäßig glücklich verlaufenen Ende verhalf.
Da der ursprüngliche Film lediglich als Fragment existierte und nur rund sechzig Minuten an verwertbarem Material übrig waren, „ergänzte“ Nagy das verbliebene Gerippe um ein paar Segmente aktuellen Datums, die sich nicht nur infolge ihrer HD-Auflösung jeweils natürlich hervorragend identifizieren lassen. Dazu gehören Naturpark- und Tieraufnahmen sowie Sprengsel von Konzertbesuchern und sogar einem Pop-Duett nebst Songdarbietung. Von der marodierenden Grizzly-Mutter selbst gab es überhaupt keine Shots, da die Effekte eigentlich erst via post production eingefügt werden sollten, was jedoch nie geschah. Dies wurde heuer mittels wiederum sehr unrühmlicher Hilfsmaßnahmen in Form eines animatronischen Bärenkopfes aus dem Märchenpark, der dann immerhin lediglich im Showdown für ein paar Male sichtbar wird, vorgenommen.
Das nun vorliegende Resultat, ein eklektisches, mehr denn sonderbar anmutendes Fresko aus notdürftig Verfügbarem, eine Art sensuelle wie vorsätzliche Abfall-Installation gewissermaßen, ist als überfälliger Schlussstrich unter dem Kapitel „Grizzly II“ einerseits zu begrüßen, geriert jedoch andererseits die zu erwartende Enttäuschung.
Positiv hervorzuheben wäre, dass das alte Filmmaterial endlich ansprechend aufbereitet wurde und dessen Überführung ins digitale Zeitalter absolut sauber vonstatten ging. So wird man in aller gebotenen Schärfe der wirklich unglaublichen Besetzung ansichtig; George Clooney, Laura Dern und Charlie Sheen, die als sorglos campendes Teenie-Trio gleich als erste der Grizzly-Mutti zum Opfer fallen [wobei stets deutlich bleiben sollte, dass keine einzige Attacke und auch annähernd kein dazugehöriger (Nach-)Effekt onscreen zu sehen ist] und mit denen die Blu-ray trotz minimaler screen time prominent wirbt, später dann noch eine ganze Riege mehr oder minder gestandener, berühmter Gesichter. Den denkwürdigsten Auftritt verbucht John Rhys-Davies, der sich nonchalant in Lex Barkers alte Old-Shatterhand-Wildlederfransenjacke quetscht und dazu mit pseudofranzösischem Akzent permanent von sich selbst in der dritten Person dahersalbadert wie ein völlig Imbeziler.
Dann wären da die Festival-Szenen, gesäumt von tatsächlich unsäglichen popmusikalischen Acts aus der hinterletzten Reihe (darunter eine ungarische ProgRock-Combo bestehend aus Über-Fünfzigjährigen), deren Songs teils sogar mehrfach gespielt werden und die buchstäblich durchlitten werden wollen, ein Finale, das keines ist und der philosophische Diskurs, ob eine rachsüchtige Bärenmutter nicht dasselbe Recht auf Selbstjustiz hat wie jeder Mensch. Wie gern hätte ich jene Bärin, die so knapp sechs Meter messen soll, doch einmal gesehen, so „richtig“, meine ich, nicht als Notbehelf. Doch dieser letzte Wunsch muss unerfüllt bleiben.
Die obligatorische Punktwertung erspare ich mir und euch heute, denn eine solche kann es in diesem speziellen Fall, der derart durchzogen ist von diametralen Gegensätzen zwischen „unwägbar“ und „dankeschön“, nun wirklich nicht geben.

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