3 SCHWEDINNEN IN OBERBAYERN

„Können Se mer jeistich folgen?“ – „Ick bin ja keen Idiot!“

3 Schwedinnen in Oberbayern ~ BRD 1977
Directed By: Sigi Rothemund

Für den allenthalben der launigen Promiskuität frönenden Hotelmanager Otto Gruber (Gianni Garko) wird es brenzlig: Um sein rustikales Haus auf der Alm, dessen Finanzierung er ohnehin seiner eifersüchtigen Gattin Olga (Beate Hasenau) verdankt, halten zu können, bedarf es des Wohlwollens des knarzigen Bankiers und Gläubigers Müller-Meyerfall (Jacques Herlin), der seinerseits jedoch vornehmlich an der baldigen Rückzahlung des gruberschen Darlehens interessiert ist. Ein Messebesuch in Stockholm liefert Ottos Kumpel Alois (Alexander Grill) dann die zündende Idee, derweil der verzweifelte Otto schon überall die Kuckucke singen hört: Müller-Meyerfall stellt sich nämlich als Erotomane heraus, der zur Potenzsteigerung rohe Eier gleich im Gros verputzt. Und da Otto in Stockholm drei knackige Schwedinnen (Inge Fock, Anika Egger, Ann Lündell) im Bett hatte, auf die auch Müller-Meyerfall ein glubschendes Auge werfen konnte, muss dessen physischen Begierden nunmehr lediglich vor Ort in Oberbayern entsprochen werden. Dort sorgt das flugs importierte, textilfeindliche Schwedinnen-Trio jedoch vor allem bei den Einheimischen für offene Münder und Hosen…

Noch vor ihrer Erfolgssträhne rund um die auf ein verjüngtes Publikum schielenden Disco- und Ibiza-Klamotten der Spätsiebziger und Frühachtziger installierte die Lisa-Film diesen einige offizielle und plagiierte Nachzügler inspirierenden Alm-Klamauk, der natürlich wiederum primär am Erfolg der „Lederhosen“-Reihe partizipieren sollte. Insofern besitzt das Konzept mancherlei Wiedererkennungswert, erweist sich jedoch zugleich als eigenständig genug, um als originärer Film des Hauses Lisa identifizierbar zu bleiben. Dafür sorgt in erster Linie Sigi Rothemunds hemmungslos anarchische Inszenierung, der kein Jux zu dämlich, kein Gag zu abgestanden, keine Pointe zu flach ist. Ob via den Dialog, durch sich permanent auftunde Fettnäpfchen oder die bie abreißende Unterstützung durch cartooneske, lautmalerische Schallverstärker: Die Grenzen zwischen ungläubigem Kopfschütteln und ungebremster Belustigung beim Zuschauer sind fließend, wenn die jeweilige Mimesis der vielen Charakterköpfe einmal mehr entgleist oder irgendwo wieder mal jemand schallintensiv ausrutscht und hinfällt.
Erzbayer Willy Harlander ist als genau das zu sehen, was er ist – nämlich als Erzbayer, Werner Röglin gibt mal wieder das heterophobe Superschwulchen vom Dienst, Herbert Fux zum x-ten Mal den gegen „die Nackerten“ wetteifernden Dorfpfaffen. Etwas internationales Flair bringen zwei weitere Lisa-Teilzeitarbeiter hinein ins bunte Spektakel, nämlich Hauptdarsteller Gianni Garko, der, nach langem Überlegen bin ich drauf gekommen, ziemlich bestimmt von Siegfried Rauch synchronisiert wurde und selbst mit Sicherheit kein Wort von dem verstanden haben wird, was das Script ihm an Dialog auferlegt, sowie der knöcherne Jacques Herlin, dessen sich über fast sechs Dekaden erstreckendes Œuvre einem höchsten Respekt abnötigt.
Mit den Lisa-Filmen, darüber haben wir gestern noch kurz gesprochen, ist es so, wie mit vielerlei Kategorisierbarem aus den weiten Gefilden des Parakinos: Man muss sich erst duldsam in sie hineinschauen, sie begreifen, ihre multiplen Unglaublichkeiten und Unverfrorenheiten schätzen sowie die Strukturalität hinter der oberflächlichen Unordnung erkennen lernen. Nur dann eröffnet sich einem ein elementares, reiches Stück bundesdeutscher Kinohistorie. Und ein herzhaft doofes noch dazu.

6/10

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