LO SBARCO DI ANZIO

„A timid general. He walked them into a park and left them in a graveyard.“

Lo Sbarco Di Anzio (Schlacht um Anzio) ~ I/USA 1968
Directed By: Edward Dmytryk/Duilio Coletti

Juli, 1944: Im Zuge der „Operation Shingle“ wird die Landung der alliierten Truppen vor der Küste von Anzio unweit von Rom sorgfältig geplant und verläuft anfangs beinahe reibungslos. Obschon die Wehrmacht, allen voran der Befehlshaber vor Ort, Feldmarschall Kesselring (Wolfgang Preiss), in aller Eile problemlos überrumpelt werden und Rom im Sturm genommen werden könnte, zieht US-General Jack Lesley (Arthur Kennedy) es vor, nichts zu überstürzen und seine Männer erst nach einer geräumigen Pause gen Rom vorrücken zu lassen. Kesselring jedoch nutzt just diese Unterbrechung, um zur Verstärkung Männer und Kriegsgerät anzufordern und etliche Hinterhalte für den Feind zu installieren. Unter den alliierten Soldaten gibt es ein Blutbad und zig Gefangennahmen, nur ein kleines Trüppchen um den Waffen verabscheuenden Kriegsberichtserstatter Dick Ennis (Robert Mitchum) und den knüppelharten Corporal Rabinoff (Peter Falk) schafft es, dem Artilleriefeuer zeitweilig zu entgehen. Am Ende sorgt Ennis‘ Bestandsaufnahme mit dafür, dass General Lesley als Versager abgestempelt und seines Amtes enthoben wird.

Dieser von Dino De Laurentiis produzierte Kriegsfilm avancierte aufgrund seiner aufwändigen Herstellung flugs zu einem Prestigeprojekt für viele (wenngleich nicht alle) der Beteiligten. Unter logistischen und auch choreographischen Gesichtspunkten findet man darin einige der spannendsten und beeindruckendsten Szenen des gesamten Genres, darunter die erste Begegnung von Rabinoff und seinen Leuten mit dem deutschen Feind, die Feuerpause in einem nurmehr von Frauen bewohnten Haus in der Provinz unweit Roms, der unbarmherzigen Beschuss zweier deutscher Heckenschützen, vor dem sich die  Männer in Bombentrichtern zu schützen versuchen. Dazu gibt es einen vortrefflichen, schmissigen Score von Riz Ortolani, der mich sofort an sein Hauptthema zu „Old Shatterhand“ denken ließ.
Allerdings strotzt „Anzio“, ähnlich wie der drei Jahre ältere Ardennen-Film „Battle Of The Bulge“, ebenso vor historischen Ungenauigkeiten, Vereinfachungen und Klitterungen, um die tatsächlichen zugrunde liegenden Ereignisse möglichst kompakt, in chronologisch enggesteckter, zusammenhängender Abfolge darstellen zu könen. Die von Arthur Kennedy interpretierte Figur des defensiv und in strategischer Hinsicht arg inkompetent agierenden Major General Lesley entspricht dabei der authentischen Figur des General John P. Lucas, der nach Insistieren durch Winston Churchill von einem anderen US-Offizier abgelöst wurde. Feldmarschall Kesselring indes durfte seinen tatsächlichen Namen behalten. Peter Falk, obgleich in einer seiner großartigsten Rollen und Leistungen überhaupt zu bewundern, gefielen Script und Figur nicht und so holte er sich von De Laurentiis persönlich die Erlaubnis, seine Dialoge modifizieren zu dürfen. Eine wunderschöne, da sehr poetische Sequenz zu Beginn, die ihn in Abschiedsschmerz schwelgend, mit drei Huren auf der Laderampe eines Lasters zeigt, zählt ganz offenkundig dazu – jene Szene erinnert dann auch eher an einen Cassavetes denn an den hier amtierenden Dmytryk. Für Robert Mitchum indes – auch dieser erstklassig wie meistens – bedeutete der Film eine ungewohnte und strapaziöse Anstrengung, die ihn dann auch gleich davor bewahrte, die Titelrolle in Schaffners „Patton“ zu übernehmen. All dieser Unwägbarkeiten ungeachtet verdient sich „Lo Sbarco Di Anzio“ seinen Platz unter den großen Kriegsfilmen seines Jahrzehnts, der sich auch inmitten stärkster „Konkurrenz“ immer noch voll und ganz zu behaupten weiß.

8/10

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