IMMORTAL BELOVED

„I cannot hear them, but I know they are making a hash of it.“

Immortal Beloved (Ludwig van B. – Meine unsterbliche Geliebte) ~ UK/USA 1994
Directed By: Bernard Rose

Das letzte Testament des just verblichenen Ludwig van Beethoven (Gary Oldman) gibt Rätsel auf, denn darin vermacht der große Komponist seinen gesamten Nachlass einer namlosen „unsterblichen  Geliebten“. Beethovens Zeitgenosse und Verehrer Anton Schindler (Jeroen Krabbé) müht sich im Folgenden, herauszufinden, wer sich hinter der mysteriösen Adressatin verbirgt und stößt dabei auf mancherlei, was der Welt bislang über den berühmten Toten verborgen geblieben ist.

Das untadelige Genie als Soziopath und Misanthrop: Für einen wirklich kritischen, analytischen Abriss über Beethovens Seelenleben (den der Film sicherlich im Sinne hatte), ist Rose aber dann wohl doch allzu sehr verliebt in sein Studienobjekt und auch in dessen Interpreten. Zwar ist Oldmans Beethoven allzu häufig ein bösartiger Fiesling, dessen Motive nicht selten unnachvollziehbar erscheinen, am Ende jedoch, in der letzten Viertelstunde des Films, lösen sich dann sämtliche Ressentiments gegen ihn in Wohlgefallen auf. Die Beethoven-Forschung ist sich uneins darüber, um wen es sich bei jener enigmatischen „unsterblichen Geliebten“ wirklich gehandelt haben mag; der Film selbst zeigt sich davon unbeeindruckt und dichtet Beethoven eine streng geheimgehaltene Liaison mit seiner Schwägerin Johanna (Johanna ter Steege) an und geht sogar so weit, Beethovens von ihm nach dem Tode seines Bruders Kaspar (Matthew North/Marco Hofschneider) adoptierten Neffen Karl (Marco Hofschneider) als tatsächlichen Sohn von Ludwig und Johanna zu verkaufen. Ansonsten hangelt sich die weitgehend detaillierte Biographie in Form von Rückblenden vor allem an Beethovens zahllosen Liebschaften entlang; darunter an der Gräfin Guicciardi (Valeria Golino) oder der Gräfin Erdödy (Isabella Rosselini), verortet den Grund für die Taubheit des Komponisten bei frühen Misshandlungen durch den Vater (Fintan McKeown) und stellt die Titelfigur als infolge seines Gebrechens verhärmten und verbitterten Mann dar, dessen tatsächlich elementarste Beziehung, nämlich die zum Wesen der Musik selbst, er in späteren Jahren nurehr durch Noten und Vibration pflegen kann. Allein dieser gewaltige Verlust raubt ihm alle Lebensfreude. Vor allem das Verhältnis zu seinem Neffen / Sohn Karl gestaltet sich als einseitig. Während Beethoven in jenem seinen Sohn weiß, fühlt jener Karl selbst im Rahmen der Gefühlswelt eines Kindes als verantwortlich für seinen behinderten Onkel. Die späteren Erwartungen, seine Fähigkeiten qua Genetik weitervererbt zu haben, treibt den hoffnungslos unbegabten jungen Mann schließlich in einen Selbstmordversuch und trübt die öffentliche Meinung über den zusehends hartherzig gerufenen Beethoven immens. Bei der Uraufführung seiner 9. Sinfonie erntet der alte Beethoven dann ein letztes Mal Zustimmung und Ovationen seines Publikums und macht seinen Frieden mit der Welt. Rose findet dafür ein wunderschönes Bild, das zeigt, wie der kleine Ludwig als Kind (Leo Faulkner) nächtens vor den Schlägen seines Vaters Zuflucht in einem abgelegenen Waldsee findet, auf dessen Oberfläche sich das Sternenfirmament spiegelt. Nun kann der misshandelte und missverstandene Junge endlich eins werden mit der Ewigkeit.

8/10

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