FLASKEPOST FRA P

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Flaskepost Fra P (Erlösung) ~ DK/D/S/NO 2016
Directed By: Hans Petter Moland

Nach dem letzten Fall geht es Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) alles andere als gut. Zu seinen ohnehin vorhandenen Problemen gesellen sich jetzt noch akute Angstzustände und Panikattacken. Gut, dass Kollege Assad (Fares Fares) ihm hilft, sich zumindest ein wenig aus dem Tief herauszumanövrieren. Und dann ist da noch die aktuelle Ermittlung des Dezernats Q: Eine offenbar schon vor Jahren von einem Kind mit dem Kürzel „P“ unterzeichnete und verfasste Flaschenpost gibt Rätsel auf. Jener offenbar in Gefangenschaft und Todesangst befindliche Sprössling bittet darin um Hilfe und vertraut gleichfalls auf den Schutz durch den lieben Gott. Eine entsprechende Vermisstenanzeige gab es jedoch nie. Eine Spur führt Mørck und Assad in den Sumpf erzchristlicher Glaubensgemeinschaften, darunter die Zeugen Jehovas und andere Sekten. Es kristallisiert sich heraus, dass sich schon seit etlichen Jahren ein wahnsinniger Serientäter (Pål Sverre Hagen), der sich stets als „Johannes“ ausgibt, in zu derlei Parakirchen gehörende Familien einschleicht, jeweils zwei Geschwisterkinder entführt, das jüngere der beiden ermordet und das ältere gegen ein hohes Lösegeld sowie ein allseitiges Schweigegelübde zurückgibt. Wegen der Angst der Opferfamilien vor dem Kidnapper und ihrem ehernen Misstrauen in die weltliche Justiz kann Johannes sein verbrecherisches Werk ungetrübt fortführen. Aktuell befinden sich erneut zwei kleine Kinder in seiner Gewalt. Mørck und Assad setzen alles daran, sie rechtzeitig zu finden und zu retten…

Eine sich im Verlaufe ihrer jüngsten Filmermittlungen zwischen Mørck und Assad entspinnende Grundsatzdiskussion, im Zuge derer der zynische Atheist Mørck das Glaubensbild des relativ streng gläubigen Muslimen Assad in Frage stellt, bleibt leider dem Ansatz vorbehalten. Auch ob Mørck am Ende nach seiner zumindest teilweise wundersamen Rettung durch den Kollegen und Freund vielleicht doch ein wenig zur religiösen Wiedererweckung tendiert, lässt der Film offen. Zumindest kann man ihm zugute halten, dass er mit einiger Unzweideutigkeit die Engstirnigkeit und Willkür puritanischer (und damit weitgehend sämtlicher glaubensorientierter) Sektengemeinschaften verurteilt. Ansonsten lässt sich vermelden, dass der neue Regisseur Hans Petter Moland der Mørck-Reihe ein gutes Maß an frischem inszenatorischen Blut zu versetzen vermag. Es tut der Serie gut, dass zur Abwechslung nicht immer alles zur Gänze dialogisch ausformuliert werden muss und stattdessen auch einmal auf die Aussagekraft der Bildkommunikation vertraut wird, wenngleich es bis zur Mutaufbringung, eine gänzlich elliptische Narration zuzulassen, noch ein weiter Weg ist. Fragt sich allerdings, ob man eine solche in diesem Falle überhaupt braucht.
Jedenfalls lässt etwa Mørcks Zustandsbeschreibung einiges an Deutungsfreiheit zu und hinterlassen speziell die großzügig gestalteten Landschaftsaufnahmen von knalligen Rapsfeldern und grau bewölkten Küstenregionen einen im wörtlichen Sinne „filmischeren“ Eindruck als die ersten beiden Beiträge zum Franchise. Was die Zeichnung (und Besetzung) des Bösewichts anbelangt, so hat man es hier nach den besonders hassenswerten Misanthropen des letzten Films wieder mit einem eher mehrdimensional angelegtem Charakter zu tun. Wie Lasse Jensen (Peter Plaugborg) in „Kvinden I Buret“ ist der von Pål Sverre Hagen beeindruckend gespielte, mit diabolischem Selbstverständnis ausgestattete Johannes ein durch ein schweres Kindheitstrauma geprägter Soziopath, dem schlichtweg nicht rechtzeitig die benötigte psychologische Hilfe zuteil wurde und der deshalb seinen furchtbaren Weg eingeschlagen hat. Nicht zuletzt hierdurch heben sich die Adler-Olsen-Adaptionen nebenbei von ähnlich Konstruiertem ab.

8/10

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