CIRCLE OF POWER

„We’d all sell our souls for our fuckin‘ jobs.“

Circle Of Power (Gehirnwäsche) ~ USA 1981
Directed By: Bobby Roth

Einige mittelhohe Firmenangestellte, die allesamt mit wohldotierten Managerpositionen liebäugeln, werden von der Chefetage genötigt, an einem mehrtägigen Motivationsseminar teilzunehmen, ausgerichtet von der EDT-Corporation, die in Insider-Kreisen auch „Mystique“ genannt wird. Deren Vorsitzende Bianca Ray (Yvette Mimieux) empfängt sowohl die Bewerber als auch ihre Ehegattinnen und veranlasst diese nach einer freundlichen Begrüßung, eine Verzichtserklärung zu unterschreiben, derzufolge sie der EDT sämtliche Aktionen und Maßnahmen gestatten, auch, wenn sie über ihrem scheinbaren, individuellen Wohl stehen.  Männer und Frauen werden zunächst in zwei „Workshops“ separiert, um dann nach und nach die wahre Natur von Miss Rays „Erfolgsprogramm“ zu erkennen: Psychische und physische Folter, rigorose Bloßstellung und schließlich sogar Todesdrohungen sollen die beiden Gruppen vorgeblich dazu treiben, ein besseres Teamgefühl zu entwickeln, sind tatsächlich jedoch nichts anderes als zutiefst sadistische Maßnahmen zur Wesensbrechung, um sie funktionaler und subordinierbarer zu machen. Schließlich weigern sich Jack Nilsson (Christopher Allport) und seine Frau Lyn (Cindy Pickett), weiter an dem Programm teilzunehmen, ganz zu Bianca Rays persönlicher Missbilligung…

Warum „Circle Of Power“ nicht einen weitaus umfangreicheren Popularitätsgrad genießt, ist mir schleierhaft. Vermutlich hängt dies nicht zuletzt mit seiner völlig fehlgeleiteten Vermarktung als Sleaze-Klopper (s. Kinoplakat „Brainwash“) zusammen. Stark orientiert an dem 1972 veröffentlichten Sachbuch „The Pit: A Group Encounter Defiled“, das sich mit real existierenden, zwielichtigen Motivations-Firmen und deren Arbeitsweisen befasste, inszenierte Bobby Roth diesen oft unwirklich anmutenden, tatsächlich jedoch auf authentische Praktiken zurückgehenden Film, der mich zumindest im Hinblick auf die ungeheure emotionale Involvierung des Zuschauers, sehr an Oliver Hirschbiegels fast zwanzig Jahre später entstandenen „Das Experiment“ erinnerte, der seinerseits wiederum vielleicht sogar an Bobby Roths dramaturgischer Herangehensweise partizipieren konnte.
Spätestens als die Seminarteilnehmer die Verzichtskontrakte unterschreiben, bereits eine geschickt aufgezogene Nötigungsaktion, schwant einem nichts Gutes mehr. Als es dann zur Sache geht – Yvette Mimieux, von der schnuckeligen Teenagerin der Fünfziger mittlerweile zu einer eiskalten femme fatale herangereift, leitet mit Bodybuilder-Unterstützung die Herrenriege, während die Damen von ihrem Adlatus Carelli (John Considine) „trainiert“ werden – wird „Circle Of Power“ höllisch unangenehm. Zunächst pickt Miss Ray sich das schwächste Glied in der Kette heraus, den fresssüchtigen, unter Kindheitstraumata und Neurosen leidenden Buddy Gordon (Walter Olkewicz) und macht ihn vor aller Augen auf das Unangenehmste zur Schnecke. Es folgen noch weitere, ähnliche Aktionen, die eher etwas mit den Foltermethoden in diktatorischen Staatsgefängnissen gemein haben als mit herkömmlichen Supervisionsanstrengungen. Entsprechend affektiv wie erwähnt die heftige Wirkung auf das (im besten Falle unvorbereitete) Publikum.
Das Hauspersonal von Miss Ray besteht übrigens ausschließlich aus Afroamerikanern (u.a. Julius Harris und Henry G. Sanders) mit etwas zwielichtigen Führungszeugnissen und merkwürdigen Privilegien. Die dazugehörigen Szenen ließen mich unweigerlich an „Get Out“ denken. Es lassen sich demnach eine Menge spannender Analogien zu ähnlich gefärbten Werken herstellen.
Als Satire oder Groteske auf den Albtraumkapitalismus und seine bizarren Auswüchse lässt sich Roths Film allerdings nicht lesen, schließlich ist der Methodenkatalog, dessen sich die EDT im Film befleißigt, ja nicht auf der Autoren Mist gewachsen, sondern hat verbriefte Vorbilder. Man möchte das Ganze auch unwillkürlich als Dystopie oder social fiction klassifizieren, doch auch das haut – aufrgrund gegebener Faktenlage – eben nicht hin. Was bleibt, ist eine filmische Zierde ihrer Kinoära, ein schwer einzuordnender, beklemmender und zutiefst mitreißender Film, von dem ich mir wünsche, dass er endlich entdeckt wird und allerorten die wertschätzende Behandlung und Rezeption erfährt, die ihm seit jeher zusteht!

8/10

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