UNTAMED

„Why not Australia or America? Why South Africa?“

Untamed (Die Unzähmbaren) ~ USA 1955
Directed By: Henry King

Kapstadt, 1847: Im Zuge der großen irischen Hungersnot migriert die Jungfamilie Kildare, Katie (Susan Hayward), Shawn (John Justin) und Söhnchen Terence, nach Südafrika, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Dabei hat Katie eine geheime, zusätzliche Motivation für die Einreise: Sie hofft, den Afrikaaner Paul Van Riebeck (Tyrone Power) wiederzusehen, mit dem sie einst bei dessen Besuch in Irland ein heftiges Techtelmechtel hatte. Die Kildares schließen sich einem Siedlertreck ins Landesinnere an und geraten mitten in einen Zulu-Aufstand. Shawn wird dabei getötet, während Paul und seine Rebellenmiliz den Eingeschlossenen zur Hilfe eilen. Die Liebe zwischen Katie und Paul entflammt aufs Neue, ganz zum Leidwesen des Treckvorreiters Kurt Hout (Richard Egan), eines Freundes von Paul, der selbst ein Auge auf Katie geworfen hat. Ein Peitschenduell entscheidet Paul für sich und gründet mit Katie eine Farm, nur um sie, in Unkenntnis ihrer zweiten Schwangerschaft, einige Wochen später wieder zu verlassen und zu seiner Truppe zurückzukehren. Auf die enttäuschte Katie warten Jahre der Entbehrung und des Glücksritterinnentums, das sie kurzweilig sogar zu einer reichen Frau werden lässt. Schließlich doch wieder verarmt, trifft Katie ein letztes Mal auf den nach wie vor gekränkten Kurt, der mittlerweile zum kriminellen Despoten geworden ist und wird von dem herbeieilenden Paul gerettet. Diesmal bleibt er bei seiner Familie.

Neben Gregory Peck war Tyrone Power der bevorzugte leading man des über 47 Jahre in Hollywood tätigen Regieprofis Henry King. Diverse Abenteuerfilme und Dramen realisierte das Duo zusammen, einer davon der eher auf dem Abstellgleis des cineastischen Kollektivgedächtnisses befindliche „Untamed“. Dieser bildete nach der Hemingway-Adaption „The Snows Of Kilimanjaro“ einen weiteren inszenatorischen Ausflug Kings auf den Schwarzen Kontinent und nach „King Of The Khyber Rifles“ die zweite Arbeit im von seinem Hausstudio Fox frisch lancierten CinemaScope-Format. Entsprechend ausladend gestalten sich die Bildkompositionen, denen die jüngste Restauration nochmals sichtbar Ehre macht. Doch hat „Untamed“, abgesehen von seiner geringfügig betagt wirkenden Romantikerzählung, deren ausladende und überaus wendungsreiche Gestaltung ein wenig an die ebenfalls von historischen Schicksalsschlägen heimgesuchte On/Off-Beziehung von Scarlett O’Hara und Rhett Butler erinnert, seine kleinen Schwächen. Sei es der zwar aufwändig, aber wenig glaubhaft oder gar packend choreographierte Kampf gegen die Zulu (King war, das veranschaulicht er hier nur zu deutlich, alles, bloß kein Actionregisseur), sei es das zickige Kleinmädchengehabe von Haywards (an diverse Maureen O’Hara-Rollen erinnernde) Figur, die sich eine Menge Unbill durch einen kühleren Kopf ersparen könnte und daher nicht eben sympathisch anmutet oder einflach bloß das große Hauptproblem des gesamten Films: Der Schauplatz Südafrika trägt darin lediglich der Romanvorlage Rechnung, ansonsten ist „Untamed“ ein luprenreiner frontier western, der in etlichen kleinen und großen Details an diverse Beiträge zu jenem Genre gemahnt. Man könnte die meisten Einstellungen, ja, ganze Sequenzen, in denen nicht gerade typisch afrikanische Klischeerequisiten oder afrikanische Ureinwohner zu sehen sind, unverändert aus dem Kontext ziehen und sie als Fragmente eines x-beliebigen Siedlerwestern veräußern. Damit zählt „Untamed“ wohl zu den „unafrikanischsten“ Filmen aller Filme über Afrika, die ich kenne. Als etwas überteuertes, vergessenes Camp-Kleinod indes, etwas, was man mit diesem Regisseur a priori keinesfalls zu assoziieren geneigt wäre, lässt sich „Untamed“ aber noch recht unkompliziert goutieren.

6/10

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