I SPIT ON YOUR GRAVE III: VENGEANCE IS MINE

„I didn’t want to be Jennifer Hills anymore.“

I Spit On Your Grave III: Vengeance Is Mine ~ USA 2015
Directed By: R.D. Braunstein

Fünf Jahre nach ihren furchtbaren Erfahrungen in Louisiana, in deren Zuge sie ihre vier Vergewaltiger auf grausamste Art und Weise für deren Untaten bezahlen ließ, hat die sich mittlerweile „Angela“ nennende Jennifer Hills (Sarah Butler) sich noch immer nicht von den damaligen Erlebnissen erholt. Einsam, traurig und unfähig zur zwischenmenschlichen Beziehungspflege verbringt sie ihr Leben als Büroangestellte in urbaner Anonymität. Ein Lichtblick eröffnet sich ihr in Person der selbstbewussten Marla (Jennifer Landon) bei einer Selbsthilfegruppe für Vergewaltigungsopfer. Marla und Jennifer werden Freundinnen, wobei besonders Jennifer von der rebellischen, frechen Art Marlas profitiert und aufzublühen beginnt. Doch erweist sich Marlas offensiver Habitus bald als sublimierende Fassade: Eines Tages wird Marla tot aufgefunden – vergewaltigt und ermordet von ihrem Freund (Andrew Dits). Für Jennifer bricht ihre ohnehin fragile, neue Welt tosend wieder zusammen und sie greift zu Vorschlaghammer und Tranchiermesser…

Nach einem Zwischenspiel in Osteuropa mitsamt substituierter Protagonistin kehrt Sarah Butler wieder zum Franchise zurück, in Wiederaufnahme ihres denkwürdigen Parts als Jennifer Hills aus dem „Original-Remake“. Dafür verließ der vormalige Regisseur Steven R. Monroe die Reihe und übergab die Inszenierung dem bis dato noch faktisch unbeschriebenen R.D. Braunstein. Der Leitungswechsel erweist sich als den gewohnten formalen Qualitäten des Rape’n Revenge-Dramas keinesfalls abträglich, zumal es der erprobten Jennifer Hills abermals gelingt, ihrer Figur innerhalb all der kaum verhohlenen, stoffimmanenten Exploitationeruptionen ein insbesondere für diese Art Film nicht zu unterschätzendes Maß an Würde, Tiefe und auch Zweifelhaftigkeit zu verleihen. Interessant zudem die zum Teil sicherlich vorhersehbare Richtungsänderung der Reihe, die sich deutlich an der Entwicklung der „Death Wish“-Quintologie orientiert. Für Jennifer Hills (deren geänderter Name „Angela“ wiederum nicht von ungefähr an den gleichnamigen „Racheengel“ aus den „Sleepaway Camp“-Filmen erinnert) wird mit dieser dritten Installation offensichtlich und ganz unverhohlen das erweiterte Potenzial der Serienfigur geschürt. Dafür spricht bereits ihre nunmehr variierte, persönliche Agenda: diesmal verschafft sie – zumindest nicht unmittelbar – ihren persönlichen Dämonen keine Luft durch Selbstjustiz, sondern entwickelt sich zur Vigilantin, die vor allem Vergeltung einfordert für ein dysfunktionales Justizsystem. Nicht ihr persönlich werden diesmal die Qualen forcierter Penetration zugefügt (obgleich der Film keinen Hehl daraus macht, dass Misogynie und sexuelle Machtausübung durch Männer allgegenwärtig und ohne besonderen Aufwand auffindbar sind), sondern Personen aus ihrer sozialen Nähe; ihrer besten Freundin Marla, einem Mädchen (Megan Raich), das von seinem Stiefvater (Christopher Hoffman) missbraucht wird, einem verzweifelten Vater (Doug McKeon), dessen von einem straffrei ausgegangenen Täter (Adam Dunnells) vergewaltigte Tochter Suizid begangen hat. All diesen hilflosen Primär- und Sekundäropfern bietet sich Jennifer mehr oder weniger freiwillig als Erfüllungsgehilfin feil, die bei ihren Racheakten allerdings einen erstaunlich sadistischen Aktionismus an den Tag legt. Immerhin: sie weiß, mit was sie es zu tun hat.
Das etwas undurchsichtige, zwischen Traum und Realität umhertänzelnde Finale verdeutlicht abschließend nochmal, dass Jennifers Taten allerhöchstens in zweiter Instanz von einer misandrischen Geisteshaltung beeinflusst werden und lässt ferner wenig Zweifel daran, dass weiterhin mit Jennifer/Angela zu rechnen sein wird; auf den Straßen der fiktionalisierten Großstadtabgründe und – natürlich – in ye olde torture porn.

6/10

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