ARIZONA

„There’s a gallivanted bug in my blood and that’s the way I am.“

Arizona ~ USA 1940
Directed By: Wesley Ruggles

1861 kommt der Abenteurer Peter Muncie (William Holden) mit einem Wagentreck aus dem Osten in das noch kaum entwickelte Tucson. Als einzige Frau findet sich dort die mit allen Wassern gewaschene Phoebe Titus (Jean Arthur), deren Ziel es ist, eines Tages eine erfolgreich gehende Rinderranch zu besitzen. Mit ihrem rauen Charme gewinnt die ungeschliffene Phoebe bald Peters Herz, doch es zieht ihn dennoch weiter nach Westen. Als sich der Gentleman-Ganove Carteret (Warren William) in Tucson niederlässt und mit geschickten Intrigen das Frachtgeschäft an sich reißt, erwächst in ihm Phoebes größter Konkurrent. Der bald aufziehende Sezessionskrieg sorgt für zusätzliches Chaos.
Nach einem Jahr kehrt Peter schließlich zu Phoebe zurück und verlobt sich mit ihr. Doch zwischen ihnen und ihrem Traum von der ertragreichen Viehwirtschaft steht noch immer Carteret, der sich nicht gewaltfrei zurückzieht…

Knappe zehn Jahre nach seinem oscargekrönten Pionierwestern „Cimarron“ über die Besiedlung von Wichita legte Wesley Ruggles mit „Arizona“ ein Werk ganz ähnlichen Schlages vor. Den augenfälligen Parallelen stehen allerdings auch einige Ummodellierungen gegenüber, die der progressiven Entwicklung des Genres in der Zwischenzeit Tribut zollen. So verzichtet „Arizona“ etwa auf den Ehrgeiz, eine epische, sich über mehrere Dekaden hinweg erstreckende Familienchronik auszubreiten und beschränkt sich stattdessen auf einen erzählten Zeitraum von knapp zwei Jahren. Die Befriedung und Zivilisierung eines losen, westlichen Stadtgebietes spielt zudem eher eine untergeordnete Rolle; hier geht es vielmehr um den klassischen Kampf ehrbarer Redlichkeit gegen Amoral und Schurkentum. Wo Gesellschaft heranwächst, da, so die einfache These des Films, existieren nämlich stets zwei Medaillenseiten. Zum Einen die ehrlichen, hart schuftenden Pioniere, die Land und Menschen urbar und zukunftsweisend machen und zum anderen die gewissenlosen Privatprofiteure, die um des eigenen Reichtums Willen den sozialen Fortschritt gnadenlos ausbremsen. Dazwischen findet sich noch ein ganzes Spektrum von Grauzonentypen, die es nur deshalb hierher verschlägt, weil es sie immer irgendwohin verschlägt: den versoffenen Friedensrichter (Edgar Buchanan) etwa, der irgendwann eine göttliche Epiphaniehat und zum trockenen Moralapostel wird, den braven Handelsmann (Paul Harvey), der immer etwas zu vorsichtig ist, um wirklich etwas bewegen zu können, den verschlagenen, im Grunde aber harmlosen Saloonbesitzer (Porter Hall), der am Ende zum Opfer seiner eigenen Bauernschläue wird und natürlich den sinistren Indianerhäuptling (Frank Hill), der ja im Grunde völlig im Recht ist, wenn er die Weißen, die sein Areal kurzerhand annektiert haben, geradewegs zur Hölle schicken will. Gerade dieses bunte Kaleidoskop mehr oder weniger liebenswerter Charaktere zeichnet „Arizona“ aus, vielleicht sogar noch ein wenig mehr als die eher „bewährt“ angelegten Protagonisten, die als Eckpfeiler der Geschichte wiederum kaum Variation gestatten, seien es William Holden als juveniler Tausendsassa mit dem Virus des Abenteuers im Blut oder Jean Arthur, die man als Flintenweib längst aus DeMilles „The Plainsman“ kennt und der man angesichts ihrer nach wie vor einnehmend jovialen Weiblichkeit sogar blindlings gestattet, dass sie den männlichen Helden mal eben um knappe 18 Lebensjahre überbietet und somit dessen Mutter sein könnte.

8/10

Hinterlasse einen Kommentar