ISLAND IN THE SUN

„So – this is the end, huh?“ – „Yes, it is.“

Island In The Sun (Heiße Erde) ~ USA 1957
Directed By: Robert Rossen

Auf der Karibikinsel Santa Marta entwickeln sicht zeitgleich mehrere Dramen und Romanzen: Maxwell Fleury (James Mason), wohlhabender Erbe der der ertragreichen Zuckerrohrplantagen seiner Familie, hegt eine pathologische, tiefe Eifersucht gegen den retirierten britischen Colonel Carson (Michael Rennie), den er einer Affäre mit seiner Frau Sylvia (Patricia Owens) verdächtigt; Maxwells Schwester Jocelyn (Joan Collins) wird von Gouverneurssohn Euan (Stephen Boyd) umschwärmt und David Boyeur (Harry Belafonte), große politische Hoffnung der schwarzen Mehrheitsbevölerung unter den Insulanern, verliebt sich in die reiche, weiße Witwe Mavis Norman (Joan Fontaine). Der junge Autor Denis Archer (John Justin) macht wiederum Boyeurs Ex-Freundin Margot (Dorothy Dandridge) den Hof. Als der Journalist Bradshaw (Hartley Power) einen Artikel veröffentlichjt, aus dem hervorgeht, dass in der Ahnengalerie der arrivierten Fleurys ein Seitensprung mit einem Nachkommen der afrikanischen Sklaven für „Unreinheiten“ in der Blutlinie der Dynastie sorgen, kommt es zum Eklat, den der labile Maxwell nicht ohne Weiteres verwindet…

Feinste Hollywood-Kolportage, wie sie insbesondere die Fox den Leinwänden um diese Zeit mannigfach verehrte und für die vornehmlich Hausregisseure wie Mark Robson,  Henry King oder Nunnally Johnson als Profis für die edle Verarbeitung dramatischer Romanstoffe verantwortlich zeichneten. Zumeist ging es in diesen Filmen um die neurotischen Sorgenkinder des ordinären Mittelklasseamerikaners, des im Kino gegenwärtigen Hauptpublikums also. Seien es Standesdünkel, Rassismus, Fremdgeherei, ungehörige Beziehungen, verdrängte Familientraumata, Kriegsneurosen, oder manchmal alles zusammen: zu bewältigen gab es stets eine Menge. Die Damen im Parkett bekamen ihre Schmachtfetzen, die Academy sichere Anwärter für die jährliche Preisverleihung und die Filmgeschichte im Regelfalle wunderbare Qualitätsarbeiten, deren formale Tadellosigkeit belegt, mit welch routinierter Professionalität man damals zu Werke ging.
„Island In The Sun“, eine Adaption des gleichnamigen Romans des Briten Alec Waugh, entspricht genau diesem Schema: Indem der Film mehrere Geschichten parallel erzählt, die primär um die zentrale Familie Fleury kreisen (natürlich schwerreiche, feine Leute, die entgegen ihrem untadeligen Ruf mit allerlei internen Schwierigkeiten zu kämpfen haben), kann er gleichfalls auf mehreren Gebieten Spannung erzeugen. James Mason, tatsächlich nur dreizehn Jahre jünger als sein Filmvater Basil Sydney, ist zwar deutlich zu alt für die ihm anvertraute Rolle, angesichts seiner von Gram zerfressen, schmerzerfüllten Mimik, die jede Sekunde Seelenpein greifbar macht, dürfte es dennoch kaum einen passenderen Kandidaten gegeben haben. Dadurch, dass er unfreiwillig zum Mörder wird, gibt es noch einen hübsche Kriminalsubplot mit dem altehrwürdigen John Williams als schlauem Ermittler. Harry Belafonte, der ganz nebenbei zwei Calypso-Ohrwürmer (darunter das bekannte Titelstück) zum Besten gibt, repräsentiert das neue, schwarze Selbstbewusstsein in Person des „educated young black man“, den die weißen Kolonialherren ganz zu Recht fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Etliche Generationen der Ausbeutung, der unterdrückten Wut und des Autonomiestrebens lauern in ihm, der insofern im Grunde gar nicht anders kann, als am Ende selbst zum Rassisten zu werden (er verstößt seine weiße Geliebte), um seine ihm auferlegte Agenda weiterhin glaubhaft verfolgen zu können. Man möchte mutmaßen, dass, wäre der Film nicht in der Karibik sondern in einer US-Kleinstadt angesiedelt, eine Menge Zeitgenossen ihm weitaus weniger wohlgesonnen gewesen wären.

8/10

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