TROLL

„Mr. Dickinson, wrong apartment.“ – „Shit!“

Troll ~ USA/I 1986
Directed By: John Carl Buechler

Die vierköpfige Familie Potter zieht gut gelaunt in ein neues Appartment vor San Francisco. Gleich am Tag des Einzuges erweist sich die kleine Wendy Anne (Jenny Beck) beim Spielen als willkommener Wirt für einen garstigen, hinter einer Kellermauer im Waschraum hausenden Trollkönig namens Torok (Phil Fondacaro). Während ihr älterer Bruder Harry (Noah Hathaway) sogleich ahnt, dass mit dem Schwesterlein etwas nicht stimmt, sind Vater (Michael Moriarty) und Mutter (Shelley Hack) zunächst weniger verwundert über Wendy Annes plötzliche Verhaltensoriginalitäten. Die anderen Mieter des Hauses werden von dem Wendy-Troll, der seine erscheinung nach Belieben verändern kann, ebenfalls flugs in Fabelwesen verwandelt. Nur an Mrs. St. Clair (June Lockhart/Anne Lockhart) von ganz oben beißt sich der kleine Unhold die Zähne aus. Diese entpuppt sich nämlich als eine uralte Magierin, die Harry Jr. im Kampf gegen Torok zur Seite steht.

Grandioser Fantasy-Horror aus dem Hause Empire, gefilmt in einem italienischen Atelier und von dem kauzigen Ed Naha so wunderbar ausgelassen gescriptet, dass man gar nicht anders kann als das Gebotene die ganze Zeit mit offenem Mund zu bestaunen. Der brillanteste Kniff der ansonsten eher in konventionellen Genrebahnen verankerten Story liegt darin, den Mitmietern des Hauses bzw. ihren verwandelten alter egos wesentlich mehr Handlungsraum zu gestatten denn üblich. Es beginnt bereits grandios mit Sonny Bono als sexbesessenem Schmierlapp, der als erster von Torok-Wendy verwandelt wird, geht weiter mit Gary Sandy als bizarrem Militarismus-Freak und Julia Louis-Dreyfus, die sich eine geile Waldelfe transformiert findet und langt bis zu dem kleinwüchsigen Phil Fondacaro, der nicht nur unter der Maske des Trolls agiert, sondern zugleich einen unter seinem Handicap leidenden Uni-Professor spielt. Am Ende versetzt man uns gemeinsam mit Helden und Schurken in eine Parallelwelt, in der der Entscheidungskampf stattfindet.
„Troll“ ist tatsächlich noch immer ein Film wie kein Zweiter und ein leuchtendes Beispiel dafür, welch enormes, kreatives Potenzial und welche Hingabe an ihre Arbeit in der vermeintlichen Billigfilm-Schmiede Empire schlummerte. Während die S-F/X-Leute und Darsteller keine Scheu zeigen, sich rundum für und in eine Arbeit involvieren zu lassen, die weniger freigiebige Zeitgenossen ohne zu zögern als „albernen Humbug“ abtäten, meistern Buechler und Naha, auch das gewissermaßen ein Empire-Tademark, die Gratwanderung zwischen der Feilbietung engagierten Genrestoffs und unverhohlen (selbst-)parodistischer Attitüde bewundernswert schwindelfrei.
Ein kleines, matt glimmendes Juwel seiner Jahre, und das meine ich wirklich gänzlich unironisch.

7/10

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