RIDING SHOTGUN

„I didn’t want to draw, especially against the law, but nobody was taking my gun away from me.“

Riding Shotgun (Dieser Mann weiß zuviel) ~ USA 1954
Directed By: André De Toth

Gunman Larry Delong (Randolph Scott) arbeitet als Postkutschen-Eskorteur, sucht privat jedoch in erster Linie nach dem Mörder seiner Schwester und seines Neffen, dem Outlaw Dan Marady (James Millican), der sich mit seiner Gang irgendwo im Hinterland versteckt. Als Maradys Leute just die Kutsche überfallen, die Delong momentan bewacht, den Fahrer töten und Delong gefangensetzen, gelingt es diesem zunächst zu entkommen. Im Städtchen Sweet Water ist man jedoch durchweg davon überzeugt, der Tote ginge auf Delongs Konto, wobei auch dessen eminenteste Beteuerungen, dass Marady plane, das örtliche Casino zu überfallen, die engstirnigen Bewohner nicht überzeugen können. Delong ist schließlich gezwungen, sich in einer kleinen Cantina zu verschanzen, während Marady in aller Seelenruhe das Casino ins Visier nehmen kann…

Im vorletzten Film seines sechsteiligen Westernzyklus mit und um Randy Scott griff Genre-Pro André De Toth das um die Zeit des McCarthyismus immer wieder beliebte und häufig bediente Motiv der in einer üblen Kombination aus Feigheit und Misstrauen gefangenen Kleinstädter auf, die den wahren Helden der Geschichte nicht nur verkennen, sondern ihm und seinem Gerechtigkeitspfad zudem noch gewaltige Steine in den Weg rollen und ihn gar abzuservieren trachten. Die vielsagend betitelte Stadt Sweet Water scheint voll von stieseligen, alten Männern, die ihr Hab und Gut in Gefahr sehen und deren faktisch grundloses Misstrauen gegen Larry Delong sich von Minute zu Minute mehr hochschaukelt, bis sie vereint zu offener Lynchjustiz bereit sind. Als problematisch für den zu Unrecht beschuldigten erweist sich zudem die Tatsache, dass der Sheriff der Stadt, ein Freund Delongs, mit einigen Männern unterwegs ist, um den Postkutschenüberfall vor Ort zu untersuchen und dieser daher nur auf eine verschwindend kleine Handvoll vernünftig bleibender Alliierter zählen kann.
Überhaupt liegt die große Stärke des Belagerungswesterns „Riding Shotgun“ in der sorgfältigen bis sanft ironischen Zeichnung seiner oftmals lustvoll unsympathischen Nebencharaktere; als da wären der hilflose, verfressene Deputy Murphy (Wayne Morris), dem es an der rechten Chuzpe mangelt, im entscheidenden Moment Vehemenz zu zeigen oder der kleingeistige, mexikanische Kneipier Fritz (Fritz Feld), dessen unendlicher Stolz einem ordinären Barspiegel gilt und der als beredter Opportunist selbst seine Mutter verraten würde. Auch Charles Bronson ist wieder an Bord als Bandit Pinto, der sich zu Delongs Glück zu dämlich anstellt, um diesen rechtzeitig aus dem Wege zu schaffen.
Dieses Panoptikon stetig nörgelnder, allzu impulsiver Dummköpfe, die den Revolver sehr viel lockerer sitzen haben als ihnen guttut, mag man durchaus als eine kleine, aber spitze Bestandsaufnahme quasi uramerikanischer Befindlichkeiten erachten, die sich auch heute noch, in Zeiten, in denen niemand Geringer denn der amtierende US-Präsident persönlich als repräsentstiver Bewohner Sweet Waters durchginge, ungebrochener Aktualität erfreut. Einziges Manko dieser ansonsten wiederum gelungenen De Toth/Scott-Kollaboration: Das ziemlich redundante, manchmal allzu geschwätzig wirkende voiceover des Helden, das de facto niemand braucht – am Wenigsten der Film selbst.

8/10

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