LE CERVEAU

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Le Cerveau (Das Superhirn) ~ F/I 1969
Directed By: Gérard Oury

Der englische Edelganove Colonel Carol Matthews (David Niven), in Fachkreisen berühmt und berüchtigt als „Das Superhirn“, plant seinen nächsten großen Coup, den Raub zwischenlagernder Barvermögen der NATO-Staaten, die per Zug von Paris nach Brüssel transportiert werden sollen. Just auf dieselbe Idee kommt der Kleingauner Arthur Lespinasse (Jean-Paul Belmondo), der, zusammen mit seinem widerwilligen Kumpel Anatole (Bourvil), Matthews „anzapft“, um ihm ein paar Details seines sorgfältig ausgearbeiteten Plans zu entlocken und zuvorkommen zu können. Matthews seinerseits verbündet sich mit dem Mafioso Frankie Scannapieco (Eli Wallach), der eifersüchtig die Jungfräulichkeit seiner zügellosen Schwester Sofia (Silvia Monti) bewacht, die wiederum mit Matthews anbändelt. Die Jagd nach der Millionenbeute kann beginnen…

Diese bravourös gelaunte Caper-Komödie mit internationalem Aufgebot läuft sich einfach nicht tot. Immer wieder aufs Neue lässt sich die wunderbare, von Bébel, Niven, Bourvil und Wallach in Bestform ausgespielte Feindschaft an: „Le Cerveau“ transportiert nämlich exemplarisch die zu seiner Entstehungsperiode noch alltäglich gegebene Praxis, europäisches Kino international herzustellen und zu vermarkten. Nicht nur eine im ökonomischen Sinne, also hinsichtlich Budgetierung und Gewinnmaximierung, überaus sinnvolle Herangehensweise, sondern, wie ganz speziell in diesem Falle, zudem oftmals eine Gelegenheit, kreative Gipfelstürme zu entfesseln.
„Le Cerveau“ sprüht vor Zeitgeist und jeweiligem Lokalkolorit, verbindet hemmungslos Eleganz und Albernheit und lebt ganz besonders von der Chemie der Protagonisten, deren Geschichten zunächst episodisch entworfen werden, um sich dann, analog zum in Zentrum und Aktionsklimax stehenden Überfall auf den Geldwagon, einander mehr und mehr anzunähern. Dabei erlaubt man sich ein paar teure Scherze und Extravaganzen wie etwa Bébels formidables „Duell“ mit Nivens Hausleopardin, dem ein gigantisches Aquarium zum Opfer fällt. Ganz herrlich auch Wallachs cholerische Anfälle in Verbindung mit seiner mannstollen Filmschwester, die für allerlei Turbulenzen sorgt in Kontrastierung mit dem gemütlichen Provinzcharme, den wiederum der erzfranzösische Komiker Bourvil transportiert.
Oury ist mit „Le Cerveau“ ein ebenso luxuriöser wie luftig schwebender, urkomischer Film gelungen, der eine bleibende Lektion in gescheit arrangiertem Entertainment symbolisiert und selbst in unittelbarer Gegenüberstellung mit dem atemlos montierten Hetzkino unserer Tage rein gar nichts von seinem Tempo und seiner Energie eingebüßt hat.

8/10

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