BEAR ISLAND

„We have a murderer among us.“

Bear Island (Die Bäreninsel in der Hölle der Arktis) ~ UK/CA 1979
Directed By: Don Sharp

Ein multinationales Forscherteam soll für ein paar Monate auf einem Eiland in der Barentssee die Folgen der Gletscherschmelze für den Klimawandel beobachten. Tatsächlich interessieren sich jedoch einige der Mitreisenden, darunter eine Gruppe verdeckter Neonazis, keineswegs primär für ihr wissenschaftliches Sujet, sondern für einen alten U-Boot-Hafen der deutschen Kriegsmarine. Für den deutschstämmigen Amerikaner Dr. Lansing (Donald Sutherland) indes ist es eine Reise zu den eigenen Wurzeln, denn sein Vater war hier einst als Offizier stationiert und gilt seither als verschollen. Die Interessen des Teamleiters Gerran (Richard Widmark) oder des sowjetischen Teilnehmers Lechinski (Christopher Lee) derweil sind zunächst schleierhaft…

Dass die Zeit für die Reißer-Adaptionen nach dem „Herrenromancier“ Alistair MacLean irgendwann auch ihren Zenit erreicht hatte, zeigte der gepflegte Kasseneinbruch von „Bear Island“. Im Gegensatz zu früheren, gloriosen Kriegsabenteuern vermochte diese Spionagemär um Nazigold und Saboteure mit kleineren Bond-Anleihen hier und da keine Publikumsscharen zum Kassenhäuschen zu locken, ganz zur Enttäuschung von Produzent Peter Snell, der ehedem plante, „Bear Island“ zum Startschuss einer ganze Reihe von MacLean-Verfilmungen zu machen, deren Rechte er sich zuvor wohlweislich gesichert hatte. Was Don Sharp anbelangt, so assoziiere zumindest ich mit seinem Namen Beiträge zur „Fu-Manchu“-Reihe mit Christopher Lee oder seine Hammer-Filme und weniger Sharps übrigen output, der tatsächlich eher durchwachsen scheint. So ist „Bear Island“ insbesondere ein weiteres Beispiel für die besonders in den kommerziell orientierungslosen siebziger Jahren vorherrschende Praxis, ein tüchtiges Straufgebot für einen relativ lauen Filmstoff zu verheizen. Für den hier vorliegenden ergibt sich hauptsächlich das Problem einer weitgehend uninteressanten Motivlage der breit gestreuten Protagonisten; wer da genau was plant und/oder vorhat, wird erst so spät vom Drehbuch veröffentlicht, dass es dem Rezipienten zu diesem Zeitpunkt auch schon wieder egal ist. Kinetisches Herz des ansonsten eher als bewegungsarm zu bezeichnenden Films ist eine Verfolgungsjagd zwischen Schnee-Scootern und Amphibienbooten, deren Rasanz beinahe schon unpassend wirkt angesichts des sonstigen Zeitlupentempos. Nichtsdestotrotz: Wer mich kennt, weiß, dass ich stets ein Herz hatte für betagte, vergessene bis scheiternde und stargesäumte Versuche, die nur scheinbar kalkulationsbewährte Erfolgsklaviatur des Kinos zu bedienen. Daran zeigt sich zum Einen die Unkalkulierbarkeit der Publikumsgelüste und bildet sich zum anderen eine immer vollständiger werdende Chronik jener filmischen Seitenarme vor einem aus. Als spezifisches „pars pro toto“ ist „Bear Island“ also auch heute noch von ganz speziellem, bleibendem Wert.

6/10

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