SUNDAY IN THE COUNTRY

„Nice of you fellas to drop by. Nothin‘ like good as a Sunday in the country.“

Sunday In The Country (Killing Machine) ~ CAN 1974
Directed By: John Trent

Ackerman (Cec Linder), Dinelli (Louis Zorich) und Leroy (Michael J. Pollard), drei flüchtige, überaus gefährliche Bankräuber, von denen besonders der soziopathische Leroy das Schießeisen locker sitzen hat, wollen sich auf der abgelegenen Farm des alten Adam Smith (Ernest Borgnine) eine Ruhepause gönnen. Smith, der hier allein mit seiner Enkelin Lucy (Hollis McLaren) und seinem Gehilfen Luke (Vladimír Valenta) lebt, weiß jedoch um die Gangster und dass sie bereits vier Menschen auf dem Gewissen haben. Entsprechend vorbereitet ist Smith, als das Trio bei ihm aufläuft: Dinelli wird ohne Vorwarnung erschossen und Ackerman und Leroy angekettet. Auf die verzweifelten Vernunftsplädoyers Lucys, die die Ganoven, wie es sich gehört, der Polizei übergeben will, hört Adam nicht – für ihn gilt auf seinem Land nur sein persönliches Recht.

Im „Death Wish“-Jahr 1974 und in bester Tradition zu Peckinpahs „Straw Dogs“ entstand dieses bärbeißige, sorgfältig inszenierte Selbstjustiz-Drama, das den Teufel tut, eine vorgefertigte Moralposition einzunehmen. Stattdessen gibt er dem möglicherweise unvorbereiteten oder gar etwas unbarfterem Zuschauer allerhand zu knabbern. Der aufgrund der wie immer beklagenswerten, prekären ökonomischen Situation der einfachen Farmer ohnehin stark frustrierte Witwer Adam Smith hat im Alltag nur wenig zu lachen. Smith ist überhaupt noch einer vom alten Schlag, der sich 130, 140 Jahre zuvor auch als Pionier und frontierman gut gemacht hätte. Ob er Kriegsveteran ist, erfahren wir nicht eindeutig, aber es liegt nahe. Seine Tochter hat ihn aus ebensowenig luziden Gründen einst sitzen lassen, geblieben ist ihm nur noch seine Enkelin, die zur High School geht und ihm im Haushalt aushilft. Von der liberalen Haltung der jungen Generation hält Smith ebensowenig wie von Studium und Bildung; körperliche Betätigung sei Gotteswerk, sagt er einmal. Dass Smith die biblische Devise „Aug‘ um Aug‘ und Zahn um Zahn“ nicht minder ernst nimmt, erfahren die drei Bankräuber bald an Leib und Leben: könnte man zunächst annehmen, es stünde ein gewohnheitsmäßiger Home-Invasion-Plot ins Haus, an dessen Ende erzwungene Befreiung und Rache stehen, findet man sich bald eines Besseren belehrt. Das kriminelle Trio bekommt gar nicht erst die Möglichkeit zur Haustyrannei, so schnell liegt der erste von ihnen mit einem biertablettgroßen Einschuss im Leib vor der Veranda. In der Folge entspinnt sich dann ein ganz unerwarteter Konflikt, der zwischen Großvater und Enkelin, zwischen Alt und Jung, zwischen Hart und Weich, zwischen Frustration und Naivität, zwischen reaktionärem Konservativismus und liberaler Philanthropie. Wer am Ende den Streit nach Punkten für sich entscheidet, bleibt dem Zuschauer überlassen. Recht behalten beide. Wobei sich zumindest eine Partei zumindest nach sozialbasalen Maßstäben auch dem Unrecht überantwortet.
Leider ist „Sunday In The Country“ nicht bekannter. Ernest Borgnine gibt eine bravouröse Performance ab als irgendwo zwischen bravem Landbürger und sadistischem Totschläger befindliches, menschliches Fragezeichen, Michael J. Pollard genießt es wie gehabt, als fieser, bösartiger Gnom aufzutrumpfen und wenngleich die Kanadierin Hollis McLaren keine zweite Sissy Spacek ist, so macht sie doch einen mehr denn soliden Job. Von John Trent gibt es leider nur noch sechs weitere Filme, von denen ich noch keinen kenne. Das sollte sich ändern.

8/10

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