THE NAKED JUNGLE

„You’re up against a monster twenty miles long and two miles wide… forty square miles of agonizing death! You can’t stop it!“

The Naked Jungle (Wenn die Marabunta droht) ~ USA 1954
Directed By: Byron Haskin

Am Amazonas, 1901: Die junge Joanna (Eleanor Parker) hat per Fernheirat in New Orleans den im Dschungel lebenden Kakaokönig Christopher Leiningen (Charlton Heston) geheiratet, der sich hier ein kleines Privatkönigreich aufgebaut hat. Als Joanna, die Leiningen vorher nie gesehen hat, ihrem mürrisch auftretenden Gatten eröffnet, dass sie schon einmal verheiratet war, fühlt dieser sich brüskiert und stößt sie von sich. Aus dem, was Liebe hätte werden sollen, entwickelt sich ein handfester Konflikt. Da schlägt die Natur zu: Im Urwald formiert sich eine riesige Phalanx von Killerameisen, die gnadenlos alles zerstören, was auf ihrem Weg liegt. Und sie bewegen sich genau auf Leiningens Plantage zu…

Ein filmhistorisches Kuriosum: Mit „The Naked Jungle“ und William Dieterles „Elephant Walk“ (der wiederum auf Stevens‘ „Giant“ verweisen sollte) kamen mit nur einem Monat Abstand zwei dicht anverwandte Filme in die Kinos, beide produziert vom selben Studio (Paramount) und beide von sehr ähnlicher Provenienz. Hier wie dort geht es um eine anfangs dysfunktionale Ehe zwischen einem einsamen Plantagebesitzer und einer Stadtfrau, die aus reiner Naivität heraus geschlossen wird, sich auf einen exotischen Schauplatz verlagert und sich dort im Angesicht einer Naturkatastrophe bewähren muss. Ironischerweise sieht man zudemden in beiden Filmen den burmesischen Schauspieler Abraham Sofaer in faktisch identischen Rollen. Auch qualitativ nehmen sich die beiden Werke wenig; gefilmt wurde jeweils im die Farbpracht der Schaupätze untermalenden Technicolor, begleitet wird jeder Film von einem campigen Understatement, das ihnen jeweils sehr gut steht und angesichts der stark von Kitschromanphantasien geprägten Geschichten wohl obligatorisch sein muss.
Charlton Hestons Figur des Christopher Leiningen besitzt allerdings nicht ganz so gravierende psychische Untiefen wie Peter Finch als John Wiley in „Elephant Walk“. Dass Element der patriarchalischen Erbfolge fehlt, dafür kämpft Leiningen mit der Disparität zwischen seinem bald despotischen Auftretenauf der einen und seiner völligen, sexuellen Unerfahrenheit auf der anderen Seite. Frauen haben in seinem Leben des permanenten Aufstiegs und der fortwährend Machtausweitung bislang keinen Platz gefunden und wie jeder Autokrat stellt auch Leiningen urplötzlich fest, dass er nicht unsterblich ist und eines Tages einen Thronfolger brauchen wird, wenn sein Reich nicht posthum verfallen soll. Zu diesem Zwecke „holt“ er sich kurzerhand eine Frau aus dem Norden, wobei er mit nicht Besonderem rechnet und dann ausgerechnet auf eine schöne, intellektuell ebenbürtige, selbstbestimmte, lebenserfahrene und ihm somit nicht allein in sexueller Hinsicht hoffnungslos überlegene Dame trifft. Soviel Augenhöhe erträgt Leiningen nicht und weist Joanna daher auch zunächst schroff von sich. Natürlich erwächst nach einiger Zeit aus der vorgeschobenen Hilflosigkeit eine feurige Erotik, die sich ganz besonders an der durch die Ameisen heranrückende Bedrohung entzündet. Am Ende steht zwar ein völlig zerstörtes, materielles Besitztum jedoch ebenso eine glückliche Liebesbeziehung – und die kann bekanntlich alles meistern.

8/10

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