TREASURE ISLAND

„Them that die will be the lucky ones!“

Treasure Island (Die Schatzinsel) ~ UK/USA 1950
Directed By: Byron Haskin

England zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Durch Zufall fällt dem jungen Jim Hawkins (Bobby Driscoll) eine Karte des sterbenden Piraten Billy Bones (Finlay Currie) in die Hände, die den Weg zu einer Insel weist, auf der ein gewaltiger Schatz lagert. Für die Karte interessieren sich noch andere Parteien, so der geheimnisvolle „Black Dog“ (Francis De Wolff) oder der blinde Pew (John Laurie). Jim jedoch kann die Karte sicher zu seinen Freunden Squire Trelawney (Walter Fitzgerald) und Doktor Livesy (Denis O’Dea) bringen, die sofort Feuer und Flamme sind für das Vermögen, das, wie sich herausstellt, die gesammelte Beute des berüchtigten Piraten Captain Flint ist. Der geschwätzige Squire rüstet eine Fregatte, die „Hispaniola“, aus, die bald von Bristol in See sticht. Dabei hat er, ohne es zu ahnen, den schlimmsten Feind höchstpersönlich angeheuert – der ebenso hinterlistige wie schmeichlerische Schiffskoch Long John Silver (Robert Newton) gehörte einst selbst zu Flints Mannschaft und plant, am Ziel gegen den Squire und seine Getreuen zu meutern, um sich selbst den Schatz unter den Nagel zu reißen. Doch der tapfere Jim, der sich von Silver zunächst ebenfalls einfangen ließ, kommt ihm immer wieder in die Quere…

Ob es so etwas wie eine defintive Filmadaption von Stevensons „Treasure Island“ gibt, vermag ich, schon da mir nicht alle Versionen bekannt sind, nicht zu vermelden – die 1950 von Disney produzierte und von der RKO verliehene Fassung dürfte allerdings ein heißer Anwärter sein.
Da wäre zunächst der blendende Einsatz des Technicolor. Es gibt im golden age des Kinos sicherlich um die 40, 50 Filme, die die Nutzung des berühmten Farbverfahrens bis zur Meisterschaft und darüber hinaus getrieben haben und der von Freddie Young photographierte „Treasure Island“ gehört definitiv auf die vorderen Plätze. Die Farben leuchten vor höchster Intensivität und scheinen einen förmlich anzuspringen; selten war das Blau des Atlantiks blauer, das Grün tropischer Inseln grüner oder wirkten die sonnengegerbten Gesichter übler Freibeutergesellen goldener. Doch nicht nur als ästhetischer Hochgenuss beweist Haskins Werk Bestand. Der klassischen Vorlage wird mit erstaunlicher Treue Respekt gezollt, so dass man beinahe meinen möchte, Schauplätze und Figuren wie sie im Film vorkommen, hätten Stevenson inspiriert und nicht umgekehrt. Zwar gibt es personelle Kürzungen (Jims Mutter wird ausgespart) und wenige Straffungen (am Ende), doch sind diese mit Obacht gewählt und kaum von nachteiliger Wirkung. Robert Newton als einbeiniger Long John Silver rollt mit den Augen, grient falsch und chargiert, dass es eine wahre Freude ist. Wie bereits den Roman hält seine Figur auch den Film primär am Leben – der gemeine, eigennützige Hundsfott, unter dessen vernarbter Brust das Herz dann doch am rechten Fleck schlägt und der schlussendlich sogar entkommen darf (und das gewissermaßen sogar mit dem Segen des Protagonisten, der in dem Schurken eine verquere Vaterfigur gefunden hat). Ein Piraten-Archetypus nebst plapperndem Papageien auf der Schulter, in einem der schönsten Kinostücke zum Thema.

9/10

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