BEATRICE CENCI

Zitat entfällt.

Beatrice Cenci (Die Nackte und der Kardinal) ~ I 1969
Directed By: Lucio Fulci

Rom zum Ende des 16. Jahrhunderts: Die Patriziertochter Beatrice Cenci (Adrienne Larussa) wird unter einigem Geraune des Pöbels nebst ihrer Mutter (Mavie) und ihrem älteren Bruder Giacomo (Antonio Casagrande) öffentlich hingerichtet. Die Familie soll gemeinschaftlich den Mord an ihrem Patriarchen Francesco Cenci (Georges Wilson) geplant, ausgeführt und vertuscht haben. Die eigentliche Tat soll auf das Konto des Kastellan Olimpio Calvetti (Tomas Milian) und eines Helfershelfers (Ignazio Spalla) gehen, der eine Affäre mit Beatrice hatte sollen und der die ganze Intrige zuvor unter inquisitorischer Folter gestanden hatte. Der Grund für die Bluttat liegt im Dunklen; dass Cenci jedoch nicht nur ein unbequemer, sondern auch moralisch höchst verderblicher Charakter gewesen sein muss, unter dem seine Familie vielfach zu leiden hatte, dringt sogar bis zum Gemeinen durch – Beatrice wird zur Märtyrerin.

Fulcis auch ohne großen Pomp und edles Tuch prächtiges Sitten- und Charaktergemälde glänzt mit allerlei Vorzügen: eine glänzend aufgelegte Besetzung, eine geschickte, durch Zeitsprünge strukturell angereicherte Narration und sein prächtiges Zeitkolorit machen das aufwühlende Historiendrama zu einem großartigen Film seines Regisseurs und vor allem zu einer wirkungsvollen historischen Lektion für alle nimmermüden Unwissenden, die in Fulci stets bloß den alten Matschipatschi ausmachen wollen.
Sicherlich, ganz büttenrein bleibt die Leinwand auch bei „Beatrice Cenci“, einer von mehreren kinematographischen Aufbereitungen des betreffenden Falles, nicht; der in all seiner Umständlichkeit dargestellte Mord an dem bösen Francesco etwa nimmt sich recht derb aus und auch die späteren Verhöre durch die klerikalen Vasallen passen in ihrem naturalistischen (aber deswegen nicht weniger aufrichtigem) Zeigegestus zu den „Hexenjäger“- und „Nunsploitation“-Filmen jener Ära, die mit der katholischen Kirche aus Mittelalter und Renaissance einen absolut maßgeschneiderten Unhold vorweisen konnten. Anders jedoch als der hier und da auch mal herzhaft ins Spekulative abgleitende Exploitationstoff der Konkurrenz bleibt Fulci durchweg seriös und sein Film ein sich um seltene Meinungsobbjektivität mühendes Kunstwerk, auch wenn der deutsche Titel den Leuten mal wieder was ganz anderes weis zu machen trachtete.

9/10

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