LEPKE

„Everybody in town is gonna pay!“

Lepke (Der Gangsterboss von New York) ~ USA 1975
Directed By: Menahem Golan

Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis im Jahre 1922 schließt sich Louis Buchalter (Tony Curtis), genannt „Lepke“, seinem alten Freund Jacob „Gurrah“ Shapiro (Warren Berlinger) an und zieht mit ihm eine Organisation zur Unterwanderung der New Yorker Geschaften durch Gangster und Streikbrecher auf. Durch seine Verbindungen zur Mafia und die Gründung des multiethnisch operierenden Exekutivorgans „Murder Inc.“ steigt Lepke zu einem der führenden Verbrecher Manhattans auf. Nach einem Zwist mit Dutch Schultz (John Durren) betreffs des Staatsanwalts Thomas Dewey (Richard C. Adams) sorgt Lepke für Schultz‘ Beseitigung. Nun hat Lepke selbst Dewey an den Hacken und ist bald gezwungen, unterzutauchen und seinen vormals großzügigen Lebensstil gegen die Existenz eines Flüchtlings einzutauschen. Als er schließlich die Sympathie seines alten Freundes Lucky Luciano (Vic Tayback) einbüßt, lässt die Verhaftung und Verurteilung Lepkes nicht mehr lang auf sich warten.

Unter all den mehr oder weniger stark mythisierten Gangstern der zwanziger und dreißiger Jahre wird Louis Buchalter alias Lepke manchmal gern unterschlagen, vermutlich zur Gänze unbewusst. An seiner jüdischen Herkunft kann es kaum liegen, da ja auch ein Dutch Schultz oder Meyer Lansky, Zeit- und Weggefährten Lepkes, sich ihr historisches Schärflein zu sichern vermochten. Womöglich lag es an der vergleichsweise unrühmlichen Spätkarriere Lepkes, die sich durch Flucht vor den Gesetzeshütern und einem damit verbundenen, eher erbarmungswürdiges Tingeln durch irgendwelche Rattenlöcher von Wohnungen kennzeichnete. Seine Ehefrau (Anjanette Comer) bekam er aus Gründen bloßer Vorsicht faktisch nicht mehr zu Gesicht und war auch sonst zur Einsamkeit in seinen Verstecken verdammt. Ein von Lucky Luciano angekündigtes Arrangement mit der Staatsanwalt platzte schließlich und Lepke wurde J. Edgar Hoover (Erwin Fuller) überstellt, was letzten Endes zu seiner Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl führte.
Anders als bei Coppola oder Scorsese findet Menhem Golan kaum glamouröse Zwischentöne für seine hervorragend inszenierte Mobster-Bio. Sein Lepke, von Tony Curtis durchaus beachtenswert dargeboten, ist kaum mehr als ein gewalttätiger Asozialer in der Tradition der Warner-Gangster aus den Dreißigern, der nie auch nur den leisesten Versuch macht, seiner Unterwelt-Karriere durch legale Gegengewichte auszubalancieren und sich stattdessen in seine Nische als Mörder und Gewalttäter fügt und sein zum Abschluss des Films recht gnadenlos dargestelltes Ende auf dem Stuhl auch in den Augen des Publikums durchaus verdient. Selbiges gilt für seinen ihm treu ergebenen Handlanger Tannenbaum (Simmy Bow), den Golan zuvor als den ewigen, stummen Todesengel auftreten lässt.
Bemerkenswert wäre noch, dass „Lepke“ mit Ausnahme des zu dieser Zeit zudem eher unterbeschäftigten Tony Curtis kaum bekannte Namen auf seiner Besetzungsliste aufwendet und einen Großteil des Budgets offenbar in die authentische Darstellung des Zeitkolorits investierte. Eine sich bezahlt machende Gleichung, denn gerade in Bezug darauf vermag Golans sehenswertes Miniepos zu punkten.

8/10

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