LA BATTAGLIA DEI MODS

Zitat entfällt.

La Battaglia Dei Mods (Siebzehn Jahr, blondes Haar) ~ I/BRD 1966
Directed By: Franco Montemurro

Wie jeden Abend spielt der Beat-Gitarrist Ricky (Ricky Shayne) in einer Liverpooler Mod-Kneipe, um sich ein paar Brötchen zu verdienen und wie so oft kreuzen die gegnerischen „Rockers“ auf, um die rivalisierende Subkultur aufzumischen. Diesmal wird jedoch ein Messer gezückt, das versehentlich im Unterleib von Rickys Freundin Mary (Cristina Gaioni) landet. aus Angst vor einer Mordanklage flieht der junge Mann über London, Paris und Genua nach Rom, wo sein gesellschaftlich etablierter Vater Robert Fuller (Joachim Fuchsberger) als Ingenieur in gehobener Stellung tätig ist und kurz davor steht, seine Verlobte Sonia (Elga Andersen) zu ehelichen, die ihrerseits sogleich ein Auge auf den rebellischen Ricky wirft. Dieser bevorzugt jedoch Sonias nicht halb so verruchte, jüngere Schwester Martine (Eleonora Brown), die eine verfängliche Situation zwischen Sonia und Ricky natürlich falsch interpretiert. Ricky spielt sich seinen Frust bei einem Non-Stop-Rekord-Versuch in einem Beatclub von der Seele, als Martine dort auftaucht. Ricky lässt die Gitarre Gitarre sein und verfolgt Martine und ihre elitären Freunde bis zu Martines Haus, wo man sie gerade zu einem Striptease nötigt, als Ricky im letzten Moment auftaucht und die ganze Bande verprügelt. Der Weg in eine rosige Zukunft steht ihm und Martine nun endgültig offen.

Die Ersinner von „La Battaglia Dei Mods“ hatten wohl eine mäßige Ahnung von den in England keimenden, jugendlichen Subkulturen und versuchten, diese für ihr etwas wirres Jugenddrama auszubeuten. Da auch Luggi Waldleiners Roxy-Film ihre produzierenden Finger mit im Spiel hatte, wurde sogleich der Versuch unternommen, einen möglichst breiten, international zugkräftigen „Zielgruppen“-Konsens zu erzwingen, was dazu führte, dass man gleich zwei bei den Kids angesagt Schlagerträllerer für den Film verpflichtete: Ricky Shayne, ein französisch-libanesischer Rock’n’Roll-Rebell und Mädchentraum mit wildem Schopf (von dem meine Mutter mir berichtete, mit 14 einen BRAVO-Starschnitt in Lebensgröße an der Kinderzimmerwand gehabt zu haben), der just dabei war, in der Bundesrepublik mit englisch-, italienisch- und natürlich deutschsprachigen Schmalzrockern die Erfolgsleiter zu erklimmen, bekleidete die (freilich von Claus Jurichs nachsynchronisierte) Hauptrolle und Udo Jürgens stand für zwei Auftritte (als reisender Barde Udo) bereit, in denen er keinen Sprechtext aufzusagen, sondern lediglich zwei Ohrwürmer zum Besten zu geben hatte: das deutsche Titelstück natürlich und „Merci, Chérie“. Wie es im deutschen Unterhaltungsfilm jener Tage üblich war, werden diverse noch so hanebüchene Drehbuchstellen als Anlass missbraucht, einen weiteren Schlager zu präsentieren. Dass Ricky Shaynes Akustikklampfe dabei plötzlich unter Strom steht oder eine ganze Band zu hören ist, wo man gar keinen sieht, dürfte das unbedarfte Publikum ebensowenig gestört haben, wie Shaynes oftmals asynchroner und im Verhältnis zum Tonspurgebrüll völlig emotionsentleerter Gesang. Herrlich sind auch die Annäherungsversuche zwischen Ricky und seinem von Blacky Fuchsberger gespielten Vater, die den tiefen Keil zwischen den Generationen widerspiegeln sollen und aus denen natürlich der pfeiferauchende, alte Spießer regelmäßig als intellektueller Gewinner hervorgeht. Dass der Film trotzdem ganz schön ist, verdankt er vor allem zwei Tatsachen:  darin, dass er, wenn auch lediglich extrem rudimentär und zur Alibifunktion, ausnahmsweise einmal alternative Jugendkulturen porträtiert (auch für Hippies, Gammler und Bohémiens hat der Film ein großes Herz), liegt bereits ein progressiv zu nennendes Ansinnen; dass er seinen Helden außerdem ohne den moralinsauren Zeigefinger gewähren und sein Glück finden lässt, ein Weiteres.

6/10

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2 Gedanken zu “LA BATTAGLIA DEI MODS

  1. Die Frühwerke des Ricky Shayne, um die es sich hier handelt, sind ja weitgehend vergessen, aber mit seinen Versionen von „Mam(m)y Blue“ (mindestens auf Deutsch und Englisch) hat er sich schon dauerhaft ins Liedgut der 70er Jahre eingeschrieben. Das waren hierzulande die mit Abstand populärsten Versionen dieses Schmachtfetzens, obwohl sich da auch diverse andere Leute daran versuchten, von Demis Roussos über Joe Cocker bis wasweißich.

    Just for the records: Starschnitt hatte ich keinen … :-Þ

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    1. Ja, die „Mamy“… – ist aber auch ein einprägsames Stück, ähnlich wie Rickys Frisur, die er ja, genau wie sein Image, bis heute mehr oder minder pflegt.
      Danke für deine Einlassung 🙂

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