SOMETHING BIG

„How can he look healthier when he’s dead?“ – „It must agree with him.“

Something Big (El Capitano) ~ USA 1971
Directed By: Andrew V. McLaglen

Der ausgefuchste, aber liebenswerte Desperado Joe Baker (Dean Martin) möchte endlich den perfekten Coup landen, „etwas Großes“, wie bald alle Welt weiß. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen Überfall auf die Festung des mexikanischen Banditen Emilio Estevez (José Ángel Espinoza), der dort seine beträchtliche Beute versteckt hält. Um Estevez‘ umfangreicher Anhängerschaft Herr zu werden, benötigt Baker allerdings ein Gatling-MG, auch als „Drehorgel“ bekannt und berüchtigt. Ein solches will ihm der Ganove Jonny Cobb (Albert Salmi) verschaffen, wofür Baker ihm im Gegenzug eine Frau besorgen soll. Zu diesem Zwecke entführt er ausgerechnet Mary Anna (Honor Blackman), die Angetraute des kurz vor seiner Pension stehenden Kavallerie-Colonel Morgan (Brian Keith). Jener setzt natürlich alles daran, seine Gattin wiederzubekommen.

Eine launige, ansehnlich besetzte Westernkomödie; besser als der Schnitt der um diese Zeit noch immer häufig auftretenden Genre-Hybriden. McLaglen, der sich nunmehr bereits als Profi der Gattung bezeichnen durfte, inszeniert das verschmitzte Abenteuer des Joe Baker mit der gebührlichen Lässigkeit. Fast allen im Film vorkommenden Figuren [mit Ausnahme von Jonny Cobbs ekligem Kompagnon McBride (Don Knight), der dann später auch seine ihm zukommende Strafe erhält], und derer gibt es immerhin einige, lässt sich mindestens eine sympathische Seite abgewinnen, wobei auch das klar definierte Gut-/Böse-Schema entfällt. Dean Martin wirkt frisch und ist professionell bei der Sache, wenngleich „Something Big“ ihm gleich mehrere Gelegenheiten zum Bourbon-Genuss offeriert. In den zahlreichen Nebenrollen finden sich unterdessen mehrere gestandene West-Veteranen ein, darunter Ben Johnson, Paul Fix und der unverwüstliche Harry Carey Jr..
Im Showdown wartet dann ein eruptives Gewaltaufbrechen, als Baker mit seiner schlussendlich erhaltenen Gatling nahezu Estevez‘ komplette Mannschaft ausradiert. Allerdings bleibt das Massaker jugend- und ästhetisch einwandfrei, da man, im Gegensatz zu Zeitgenössischem etwa von Peckinpah, weder Einschüsse noch Blutspritzer zu Gesicht bekommt. Die Mexikaner fallen einfach um wie Zinnsoldaten, was das ohnehin kindliche Gemüt des Films auch an dieser Stelle weiter präserviert. Zumindest in quantitativer Hinsicht wird allerdings ziemlich blanke Platte gemacht. Und das Schönste: Am Ende bekommt jeder, was er will und keiner hegt mehr Bitterkeit gegen den Anderen. Die deutsche Synchronfassung lohnt im Übrigen sehr, denn sie liefert ein solches Gatling-ähnliches Dauerfeuer an doppeldeutigen Schlüpfrigkeiten, Sexismen und Frivolitäten, dass es eine wahre Freude ist.
Insofern ein durchaus brauchbarer, wenngleich revisionistisch konnotierter Ruderschlag wider New Hollywood.

7/10

Hinterlasse einen Kommentar