ISHTAR

„I feel so small when I look at the stars. How big is Venus?“ – „How big is Mars?“

Ishtar ~ USA 1987
Directed By: Elaine May

Die zwei verhinderten Songwriter Lyle Rogers (Warren Beatty) und Chuck Clarke (Dustin Hoffman) nehmen ein Engagement an, das sie nach Marokko führt, wo sie in einer Hotelbar mit Coverversionen berühmter Songs auftreten sollen. Im Nachbarstaat, dem Emirat Ishtar, brodelt es derweil. Der ausbeuterische Emir (Aharon Ipalé) soll von kommunistischen Kräften gestürzt werden, die sich die Unterstützung der gläubigen Bevölkerung sichern wollen, indem sie mit einer just bei Ausgrabungen entdeckten Karte protzen, welche von zwei messianischen Befreiern berichtet. Die Rebellin Shirra (Isabella Adjani) benutzt Chuck und Lyle während ihres Zwischenstopps in Ishtar als Schmuggler für die sicher versteckte Karte. Ehe sie sich versehen, stecken die beiden Trottel inmitten eines internationalen Konflikts, bei dem auch die CIA mitmischt. Sind sie selbst nachher vielleicht die ersehnten Himmelsboten…?

„Ishtar“ ist einer jener Filme, deren Entstehungsgeschichte um ein Vielfaches legendärer sind als das jeweilige Werk selbst. So ist das Essenzielle zu Elaine Mays Werk im Grunde rasch subsummiert. Es handelt sich um eine ordentlich gefertigte, sich manchmal zwar absurd vergaloppierende, meist jedoch witzige Abenteuerkomödie, in der sich hier und da die letzten Rußspuren New Hollywoods abzeichnen. Viele Gags sind gelungen, einige andere wiederum mau und manche erschreckend flach. John Landis hätte aus denselben Ressourcen vermutlich ein Meisterwerk gegossen; in seiner schlussendlichen Form ist „Ishtar“ ein bei Licht besehen leicht überdurchschnittliches, etwas verschrobenes Kinostück, das allerdings immer noch weit besser ist als sein katastrophaler Ruf.
Gedacht war „Ishtar“ als Geschenk Warren Beattys an Elaine May, die für ihn in der Vergangenheit mehrfach und ungenannt Scripts verfeinert und angespitzt hatte und für die er seit längerem nach einem maßgeschneiderten Projekt suchte, um ihre Fähigkeiten als Regisseurin unter Beweis stellen zu können. May standen für „Ishtar“ einige Topleute der Branche zur Verfügung; neben einer erlesenen, internationalen Besetzung etwa Vittorio Storaro als dp und Dave Grusin als Komponist. Beatty produzierte und sorgte durch seinen ungebrochenen Einfluss dafür, dass kein außenstehender Studiomitarbeiter May ins Handwerk pfuschte, von der Präproduktion bis hin zum final cut. Den vorprogrammierten Konflikt mit der zunehmend aus dem Ruder laufenden May besorgte dann niemand geringerer als Beatty selbst, der den sich auftürmenden, logistischen Irrsinn der Produktion bald selbst kaum mehr zu überblicken vermochte.
Der Anekdotenreichtum, der „Ishtar“ begleitet, könnte ergo bereits solitär betrachtet einen Spielfilm füttern, zumindest aber eine hübsche Dokumentation. Eine solche wird es hoffentlich irgendwann noch geben. So liest man etwa, dass für die Rolle des blinden Kamels ein blauäugiges Tier gesucht wurde, eine biologische Seltenheit. Bevor es jedoch schlussendlich erworben werden konnte, hatte der potenzielle Verkäufer das Tier bereits aufgegessen. Fürderhin soll Elaine May mit keiner der ihr offerierten Dünenkulissen zufrieden gewesen sein, wobei die Suche danach Wochen in Anspruch nahm. Schlussendlich entschied sie sich, die betreffende Szene vor glattem, ebenen Wüstensand zu drehen, der wiederum nirgends auffindbar war. So zieht es sich durch.
Solcherlei Episoden, geprägt von Verschwendungssucht, künstlerischem Snobismus und Geltungsdrang, ließen das Budget von „Ishtar“ auf über 50 Millionen Dollar anschwellen, zur damaligen Zeit eine für einen Film dieser Provenienz ungeheuerliche Summe. Das Projekt wurde bereits im Vorhinein als Symbol für hollywoodschen Größenwahn in Grund und Boden geredet, nach seiner Premiere von Vorzeigekritikern wie Roger Ebert nochmals gnadenlos auseinandergenommen und vom Publikum ignoriert. Bis heute ist allein der Titel des Films ein studiointerner running gag in Tinseltown. Allein deshalb sollte man „Ishtar“ als interessierter Chronist der siebenten Kunst einmal gesehen haben. Die zu investierende Zeit lohnt sich, soviel ist sicher.

6/10

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