OUTBREAK

„Don’t drop the bomb just because you’re following orders!“

Outbreak ~ USA 1995
Directed By: Wolfgang Petersen

Ausgerechnet durch ein niedliches, kleines Äffchen wird das absolut tödliche „Motaba-Virus“, das seine Opfer binnen Stunden inkubiert und qualvoll sterben lässt, von Zaire nach Kalifornien gebracht. Im Küstenstädtchen Cedar Creek breitet sich die durch Tröpfchen übetragene Krankheit mit rasanter Geschwindigkeit aus, so dass der gesamte Ort unter Quarantäne gestellt werden muss. Die Virenexperten Sam Daniels (Dustin Hoffman), seine just von ihm geschiedene Frau Robby Keough (Rene Russo), Casey Schuler (Kevin Spacey) und Major Salt (Cuba Gooding Jr.) haben nicht nur alle Hände voll damit zu tun, die Infektion vor Ort einzudämmen und zu bekämpfen, sondern müssen auch noch gegen den fanatischen General McClintock (Donald Sutherland) agieren, der einen vor Jahren in Afrika befohlenen Massenmord verschleiern und zudem das Virus als biologischen Kampfstoff sicherstellen will.

Ganz der Tradition der früheren, paranoiden Katastrophen- und Virenfilme der siebziger Jahre verhaftet – schlag‘ insbesondere nach bei Crichtons „The Andromeda Strain“ und Romeros „The Crazies“ – passte „Outbreak“ wiederum gut in seine Entstehungsphase, der eine umfassende Ebola-Erkrankungswelle vorausging. Wie das tatsächliche Virus wird auch sein Filmpendant durch Primaten übertragen und sieht in der mikroskopischen Vergrößerung sogar verblüffend ähnlich aus.
Petersen, neben Otto Waalkes unser anderer Mann aus Emden, hatte mit dieser Großproduktion einmal mehr Gelegenheit, seine Findigkeit in Hollywood unter Beweis zu stellen. „Outbreak“ symbolisiert gleich in multipler Weise das Mainstreamkino der Neunziger – er ist in Narration und Dramaturgie denkbar simpel und reduziert gehalten, formal hochglänzend bis perfektionistisch, mit renommierten, nicht mehr ganz taufrischen Superstars gespickt und dabei natürlich ausnehmend unterhaltend. Wie es der damalige, wohlverständig veräußerte Chic gebot, wird die Position des Militärs gleichfalls kritisch beäugt wie als unerlässlich dargestellt: zum einen gibt es da die bösartigen Kommissköpfe mit hohen Offizierspatenten, die durch Macht und Einfluss gnadenlos korrumpiert und entmenschlicht sind, zum anderen die Humanisten in Uniform, auf die auch in schlimmsten Krisensituation stets Verlass ist. Nachdem die anfängliche Entwicklung der Geschichte mit dem Affen als todbringendem Virenwirt, der über dumme, aber halbwegs mögliche Zufälle bis in eine kalifornische Kleinstadt gelangt und dort das Chaos auslöst, noch recht ordentlich konstruiert ist, wird es mit fortschreitender Laufzeit dann zunehmend albern; als sich herausstellt, dass Motaba kombattante Interessenvertreter in hohen Positionen besitzt, die bereit sind, eine (wohlgemerkt!) amerikanische Stadt zu opfern, um ihre eigenen, ruchhaften Klüngel geheimzuhalten, muss flugs eine Verfolgungsjagd mit Hubschraubern und ein späterer, furchtloser Einsatz der in ihren wissenschaftlichen Bestrebungen mittlerweile natürlich erfolgreichen Soldaten gegen die wie maschinell gesteuerten Berufsgenossen her. Auch hieraus etwickeln sich gezielt arrangierte Spannungsmomente, die jedoch nichts daran ändern können, dass die eigentliche Story unverhohlen einfältig bleibt. Im Grunde verbirgt sich unter der Oberfläche „Outbreak“ nichts anderes als uralter, halbgescheiter Kintopp, freilich sauber aufgeputzt und neu eingekleidet. Mit dieser Erkenntnis im verschmitzten Hinterkopf bereitet er dann stellenweise durchaus diebische Freude.

6/10

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