MOON 44

„I like to go fast.“

Moon 44 ~ BRD 1990
Directed By: Roland Emmerich

Im Jahre 2038 werden bereits Teile des Alls von gigantischen irdischen Konzernen ausgebeutet, die von dort dringend benötigte Rohstoffe fördern. Einer dieser Multis ist die „Galactic Mining Corporation“, die ihre außerirdischen Stationen, „Monde“ genannt,  in jüngster Zeit allerdings von der verbrecherischen Konkurrenz der „Pyrite“ bestohlen finden. Diese schickt immer wieder von Roboterpiloten besetzte Kampfjets zu dem Monden und macht die Stationen der hiesigen Arbeiter unter großen Verlusten dem Erdboden gleich, derweil die gigantischen Fördermaschinen einfach entführt werden. Dem soll nun der Undercover-Cop Felix Stone (Michael Paré) auf Mond 44 Vorschub leisten: Als Häftling getarnt wird Stone in eine Gruppe Pilotenanwärter eingeschleust und findet heraus, welche Schweinereien sich dort hinter den Kulissen abspielen.

Man mag Roland Emmerich Vieles vorwerfen und ihm auch bescheinigen, den ganz großen Wurf bis heute nicht hingelegt zu haben. Was man ihm jedoch nicht aberkennen kann, ist seine Fähigkeit, effektiv und innovativ zu Werke zu gehen. „Moon 44“ berichtet davon wie vielleicht kein zweiter Film Emmerichs; überdeutlich beeinflusst von den „used future aesthetics“, die jüngere Genre-Höhepunkte wie „Alien“, „Outland“, „The Terminator“ oder „Aliens“ vorgelegt haben, kreierte Emmerich ausgerechnet im Rahmen des bundesdeutschen Kinos einen prächtig aussehenden SciFi-Film, dessen Produktionsdesign angesichts seiner verhältnismäßig knappen Mittel nicht nur überzeugend, sondern nahezu perfekt anmutet. Die eher unbequeme Illusion eines in nebulöser Dunkelheit liegenden Kleinplaneten irgendwo im All, dessen Erdstation unter permanent hohen Innentemperaturen ächzt und in der man sich todessehnsüchtiger Krimineller befleißigt, um eine wirkungsvolle Verteidigungskette errichten zu können, haut hin. Nicht, dass die Story um jenen Futurkapitalismus, der sich auf das All ausweitet, weil die Erde ihm einfach nicht mehr hinreichend Platz bietet, bahnbrechend wäre; das kennt man ja bereits hinlänglich und unter anderem aus einigen der obigen Beispiele. Zudem erweisen sich die diversen Storywendungen um Michael Paré als coolen Obermotz, die hinlänglich bekannte Gefängnis- und Buddy-Film-Klischees schematisch abarbeitet, als nur wenig fruchtbare emotionale Grundierung. Was „Moon 44“ jedoch in filmhistorischer Hinsicht einzigartig macht, ist, dass hier entgegen manchen Widerständen ernsthaft versucht wurde, international tragfähiges, sprich kommerziell vielversprechendes und zumindest partiell ernstzunehmendes Genrekino in Deutschland herzustellen und das zu einer Zeit, als so etwas womöglich noch undenkbarer war als heute. Allein dafür bin ich geneigt, Emmerich zumindest für die damalige Periode der Planung und Umsetzung jenes hehren Ziels als „Kurzzeit-Visionär“ zu betiteln. Außerdem habe ich infolge dessen sogar Lust bekommen, ein paar seiner Filme einer (neuerlichen) Revision zu unterziehen, was ich mir noch bis vor Kurzem auf keinen Fall auch nur annähernd plausibel erschienen wäre.

7/10

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