TAI-PAN

„I should’ve killed you when I had the chance…“

Tai-Pan ~ USA 1986
Directed By: Daryl Duke

Um 1842 im südchinesischem Raum. Der Brite Dirk Struan (Bryan Brown) hat sich den Titel des „Tai-Pan“ erobert, des wichtigsten westlichen Großhändlers im gesamten Territorium. Infolge seines nominellen Monopols stößt er immer wieder auf erbitterte Gegner, allen voran seinen vormaligen Partner und jetzigen Konkurrenten Tyler Brock (John Stanton), der ihn bis aufs Blut hasst und ihn mit allen Mitteln zu bekämpfen versucht. Nachdem der Opiumschmuggel untersagt wird, benötigt Struan neue Handelsgrundlagen, wobei er sich auf Tee spezialisiert. Infolge der Annektierung Hong Kongs durch die Engländer lässt sich Struan auf der Insel nieder und errichtet von dort aus sein neues Imperium.

Als Bestandteil von James Clavells „asiatischer Saga“, einer Abfolge mehrerer erfolgreicher Romane, von denen man in den Achtzigern auch in jedem zweiten bundesdeutschen Wohnzimmer mindestens ein Exemplar ausmachen konnte, wurde „Tai-Pan“ von De Laurentiis‘ Produktionsgesellschaft für das Kino ausgewertet. Das Resultat bietet vor allem besten Camp mit Bryan Brown als eine Art westlichem Superhelden mit schurkischem Flair, der gnadenlos mythifiziert wird als einer jener historischen Macher, die dazu angetan waren, die Weltgeschicke zu bestimmen. „Tai-Pan“ kultiviert Dirk Struan zum Öffner zwischen West und Ost, einem Mentalitätshybriden, der vor allem durch seine Fähigkeit, sich in beiden Welten zurechtzufinden, letzten Endes reüssieren kann. Struan hat einen englischen Sohn (Tim Guinee) und einen chinesischen (Russell Wong), lebt mit der hiesigen Sklavin May-May (Joan Chen) zusammen, die er jedoch vor der Öffentlichkeit versteckt halten muss, um sein Renommee nicht zu gefährden. Mit stolz geschwellter Brust, gewinnend lächelnd und mit Zigarre im Mundwinkel schreitet Bryan Brown als steter Herr der Lage durch dieses Mini-Epos, dem man die Ressentiments des kanadischen Regisseurs Daryl Duke faktisch permanent anmerkt: Ebenso wie die von ihm inszenierten „The Thorn Birds“ (und, nebenbei, auch die Clavell-Adaptionen „Shōgun“ und „Noble House“) wäre auch „Tai-Pan“ viel eher zur TV-Miniserie geboren gewesen. Diverse Zeitsprünge und spürbare inhaltliche Versäumnisse lassen den Film unvollkommen und löchrig erscheinen, ganz abgesehen von seiner ohnehin recht käsigen Gesamtgestalt, der die Leistungen von dp Jack Cardiff und Kompositeur Maurice Jarre – ohnehin Namen, die für sich sprechen – doch arg diametral gegenüberstehen. Ich muss allerdings einräumen, dass gerade jenes Unfertige, Unpassende genau das ist, was mir an dem Film gefällt; er ist auf geradezu empörende Weise durchdrungen von Gegensätzen – Epik und Naivität, Opulenz und Ranzigkeit, Schönheit und Stupidität. Zum Flop geboren, sprechen die Box-Office-Zahlen eine deutliche Sprache: Bei einem für die Mittachtziger nicht unbeträchtlichen Budget von 25 Millionen Dollar spielte der Film in seinem Produktionsland gerade etwas über 4 Millionen ein. Warum die DLG in den folgenden Jahren immer weniger präsent war, lässt sich in Anbetracht dessen unschwer zusammenreimen.

7/10

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